Rückführung

Meister Eckhart sagt: “Er ist die erste Ursache, deshalb ergießt er sich hinein in alle Dinge. Darüber sagt ein heidnischer Meister, daß sich die erste Ursache in höherem Maße in alle (Zweit-) Ursachen ergieße, als die anderen Ursachen sich in ihre Wirkung ergießen. – Er ist auch einfaltig in seinem Sein. Was ist einfaltig? Darüber sagt Bischof Albrecht: Ein solches Ding ist einfaltig, das in sich selbst einheitlich ist ohne Andersartiges, das ist Gott, und alle einheitlichen Dinge werden gehalten in dem, was er ist. Da sind die Kreaturen eins in dem Einen und sind Gott in Gott; an sich selber aber sind sie nichts. -Zum dritten: Er ist ausquellend, deshalb fließt er aus in alle Dinge. Darüber sagt Bischof Albrecht: Auf dreierlei Weise fließt er aus in alle Dinge gemeinhin: mit Sein und mit Leben und mit Licht und insbesondere in die vernunftbegabte Seele in ihrem Vermögen (zur Erkenntnis) aller Dinge und in der Rückführung der Kreaturen in ihren ersten Ursprung: dies ist ‘das Licht der Lichter’ denn ‘alle Gaben und Vollkommenheiten fließen von dem Vater der Lichter’, wie Sankt Jakob sagt.”

Das “Vermögen zur Erkenntnis”: Dies impliziert ein aufnehmendes Sein, in dem Sinne, daß man durchwirkt, erfährt und zu Wissen bringt.
Jesus sagt im Philippusevangelium: “Die Unwissenheit ist die Mutter von allem Bösen. Unwissenheit dient dem Tode, denn die aus der Unwissenheit stammen, waren weder, noch sind sie, noch werden sie sein.”

“Rückführung als eine verwandelnde Aufhebung des Vielen in den Einen Ursprung, Bedingung für eine Erreichung dieses Zieles aber ist die Wendung nach innen: in der sinnlichen Erfahrung anfangend sich auf die intelligiblen Strukturen des Erfahrenen zu konzentrieren und sich von daher auf die in sich unterschiedenen Möglichkeiten des Denkens selber zu richten. Darin wird dem Denken zugleich eine je verschiedene Form von Einheit bewußt, die den inneren Aufstieg, kontinuierlich fortschreitend, auf die höchste Form von Einheit vorausweist. Eine Abkehr vom Bereich der Sinnlichkeit, die aus einer anfänglichen Entdeckung eines im welthaft oder phänomenal Wirklichen sich zeigenden ‘Einen’ herauswächst, ist Voraussetzung und Anfang der Rückwendung der Seele auf sich selbst. So nämlich konzentriert sich die Seele in ihrer Erkenntnis-Bewegung nicht nur auf das Begreifen des Einen im Phänomenal-Vielen, sondern – der Intention nach sogar primär – auf sich selbst als eine Seins-Form des Einen, die das in ihr Viele (das Gedachte, Erlebte, Erfahrene) zu einer Einheit und Ganzheit hin aufschließt und es dadurch zugleich verstehend zusammenhält. Rückgang der Seele in sich selbst, ihre Selbst-Reflexion, steht so als ‘Einheit’ im vielfältig Seienden und in ihr selbst entdeckende – im Dienste der Selbst-Erkenntnis oder der Erkenntnis des eigenen Selbst – dies verstanden als die durch Denken und durch die von ihm geleitete Emotionalität in eins fügende Kraft des Menschen, deren Aktivitäten sein bewußtes und möglicherweise glückendes Leben ausmachen.” (Beierwaltes über die Plotin‘sche Philosophie)