Stanislaf Grof, Einheit

Stanislav Grof -als einer der führenden Protagonisten der “psychedelic revolution” und der ihr assoziierten transpersonalen Psychologie äußerte in einem Interview die für den Geist dieser Ära wohlbekannten Sätze von umfassender Liebe und Verstehen und von einer prinzipiellen Einheit der Menschen, die ihrer Erfüllung harrt. Grof trifft hierzu etwa folgende Aussagen, die eine All-Einheit in einem panpsychistischen Sinne unterstreichen:
“Das sorgfältige Studium perinataler und transpersonaler Erfahrungen zeigt, daß die Grenzen zwischen der individuellen menschlichen Psyche und dem übrigen Kosmos letzlich willkürlich und überwindbar sind.”
“Es kann passieren, daß wir uns vollbewußt mit anderen Menschen, Menschengruppen, Tieren, Pflanzen und sogar anorganischen Dingen und Vorgängen identifizieren. Während solcher Erlebnisse können wir völlig neue, exakte Informationen über verschiedene Aspekte des Universums erhalten, auch solche, die wir unmöglich in unserem jetzigen Leben über die normalen Kanäle hätten bekommen können.”
“Ich konnte angesichts einer solchen Gewalt das Gefühl der eigenständigen Existenz nicht aufrecht erhalten. Meine gewöhnliche Identität wurde zerschlagen und vernichtet. Ich wurde eins mit dem Ursprung. Die Zeit verlor jede Bedeutung.”
“Die Erkenntnis unserer eigenen Göttlichkeit, unserer Identität mit dem kosmischen Ursprung, ist die wichtigste Entdeckung, die wir während der tiefen Selbsterforschung machen können.”

Dies sind nur einige Beispiele Grofs immanent-panpsychistischer Ansichten auf Basis seiner Erfahrungen mit der elementaren Identifikation einer Realitätsebene des All-Verbundenseins, wie sie ganz ähnlich etwa auch aus dem Hinduismus heraus formuliert werden.
Aber so ‘holistisch’ diese Proklamationen auch sind, so sollten sie doch gleichzeitig nicht -im heute gerne gebrauchten, profan-immanenten Sinne für die Rechtfertigung eines simplen relativistischen Universalimus verstanden werden, denn Stanislav Grof weiß auch folgendes zu sagen:

“Der Grad der Freiheit, den wir haben, verändert sich drastisch je nach dem Aspekt der Schöpfung und der Ebene des Schöpfungsprozesses, womit wir uns identifizieren.”

Freiheit wird hier also Vorausetzung, wird primäres Signum einer innerer Autonomie zur Geistigkeit. Innerhalb der individuellen Inkarnation wird hierfür der Begriff der “Identifikation” von zentraler Bedeutung, denn in der Identifikation trifft das Bewußtsein auf jene Inhalte und Formen seines Eigenen in seiner Option zur Entwicklung, die es in der Außenwelt repräsentiert vorfindet. Identifikation meint Zuordnung von jenem, was sich innerhalb seiner Explikationsstufe mit sich selbst ähnlich ist und so erkennt, eingefaßt in Verwandtschafts- und Gruppenverhältnisse und in (Geistes-)Familien als Notwendigkeit resonanzbedingter Zusammenkunft. Identifikation hat im Allgemeinen geschichtliche (zeitliche), geographische und ethnische Aspekte und bezeichnet dabei die Zuordnung metaphysisch autonomer und identitätsbildender Prozesse in Abhängigkeit von differierenden Freiheits- und Bewußtheitsgraden. Die gewaltsame Störung oder gar Zerstörung von Identifikation (und so Identität) – und hiermit sehen wir uns heute in gesteigertem Maße konfrontiert – evoziert nun maximales Zerwürfnis, da hiermit gegen das höhere Regelwerk der Schöpfungsprozesse mit ihren differenzierten, hierarchich-sinnhaft gegeliederten Bewußtseins-Explikationen und -möglichkeiten verstoßen wird. Hierbei ist im Hinterkopf zu behalten, daß der letzte Telos dieser sinnhaften Gliederungen ‘Das Gute” meint. Daher auch kann Terence McKenna, ebenfalls ein Haupt-Protagonist der “psychedelic revolution”, sagen: “Das große Böse unserer Zeit ist der Relativismus.” Die Grof`sche Zusammenfindung zur Einheit bezeichnet zwar den zwingenden und abschließenden Zweck der holistischen Weltsicht, dies aber als Resultat eines evolutionären Zusammenfindens des (transzendierten bzw. transzendierenden!) Wesens (des Menschen wie der gesamten transzendierenden Natur), womit der Zweck also seiner eigenen inneren Notwendigkeit (eben zur Transzendenz, nicht zur Immanenz-Zusammenkunft!) folgt. Diese Einheit erfolgt aus der wachsenden Übereinstimmung der Identifikationen, nicht im Synthetischen durch forcierte Auflösung der Verschiedenheiten, sondern weil die freie Zusammenkunft bei angleichender Identifikation schließlich jeden Widerstreit in ein sich selbst eigenes Verbundensein überführen muß. Die Oktroyierung dieses Prozesses hingegen gereicht zu Gegenwehr, gereicht den einen zum Rückfall, den anderen zur Überforderung. Beides produziert dialektische Rückschläge und Blockierungen der sich sinnhaft rückexplizierenden Schöpfungsprozesse.