“In Wahrheit gibt es also gar keine empirische Seele; und wenn in den Texten von einer empirischen Seele die Rede ist und dieser Attribute zugeschrieben werden, die dem Wesen der an sich seienden Seele widerstreiten – wie z.B. Begrenztheit oder Gebundensein und Erlösung, Unterscheidung und Nichtunterscheidung – , so ist das nur ein Ausdruck, aber keine Realität, da diese im Denkorgan ruhen. Das bedeutet, daß unter der empirischen Seele einfach der von der Seele durchleuchtete Komplex von Uphadis (Trick, Täuschung, Körper, Psyche) zu verstehen ist, oder, – was auf das selbe hinauskommt – die Seele mit dem Spiegelbild des Innenorgans. Die Seele selbst aber ist immerdar unabhängig von ihren Uphadis und deren Affektionen; und das Eintreten aus dem Zustand des Gebundenseins in den der Erlösung ist nichts anderes als die Erreichung der Erkenntnis, daß die Seele in Wirklichkeit niemals gebunden war und gebunden sein kann. Dieser ganze Vorstellungskreis ist den entsprechenden Aussagen des Vedanta-Systems so nahe verwandt, daß man sich kaum der Annahme einer gegenseitigen Beeinflussung verschließen kann.” (Richard Garbe)
“Der Seele wird die Tätigkeit aufgrund ihres Herrseins nur in uneigentlichem Sinne zugeschrieben, wie z.B. Sieg und Niederlage, die doch den Soldaten angehören, uneigentlich dem König zugeschrieben werden, weil dieser die Folgen, die Freude oder den Schmerz empfindet und Herr über jene Soldaten ist.” (Vijnanabhiksu)
“Das in Wirklichkeit handelnde Prinzip ist das zweite der inneren Organe, der Ahamkara. Wie kommt es aber, daß uns, bevor wir nicht den wahren Sachverhalt begriffen haben, die Seele als handelnd erscheint? Weil infolge der Verbindung mit der Seele der ungeistige innere Körper scheinbar geistig, und ebenso die am Handeln unbeteiligte Seele scheinbar handelnd wird. Oder spezieller: Weil der ungeistige Ahamkara nur infolge des bleibenden Lichtes wirkt, das die Seele auf ihn wirft, und weil es eine Funktion des Ahamkara ist, den Wahn zu erzeugen, daß unser Ich, unsere Seele das handelnde und leidende Subjekt sei. ” (Richard Garbe)
Für den Neuplatonismus:
Plotin: “Faß also das ins Auge, was noch göttlicher als dieses Göttliche (der Seele) ist: das der Seele nach oben hin Benachbarte, an das sich die Seele unmittelbar anschließt und von dem her sie stammt. Obgleich sie nämlich eine Angelegenheit von solcher Art ist, wie unsere Argumentation gezeigt hat, ist sie nur ein Abbild des Geistes.”
C. Tornau:” Zwei Phasen der Seele: 1. pure, unbestimmte Existenz, 2. bestimmte Aktivität als rational denkenden Wesen. Die Bestimmung erfolgt durch Rückbezug auf den Geist.”
Plotin: “Die Weltseele kann so sein, wie zu sein der Wille ihres Wesens ihr gebietet, frei von Begierde und aller äußeren Einwirkung, denn die Welt scheidet nichts aus und nimmt nichts in sich auf. Daher es dann sogar von unsere Seele heißt, wenn sie zu jener der vollkommenen gelangt, werde sie mit ihr vollkommen, wandle mit ihr in der Höhe und durchwalte den ganzen Kosmos; wenn sie also Abstand nimmt, nicht drinnen in den Leibern ist, niemand zu eigen ist, dann werde sie wie die Allseele mit ihr das All durchwalten, mit leichter Mühe.”
“…das Allgemeine waltet durch ein ruhiges Gebieten, ein königliches Regieren; im Einzelnen vollzieht sich dann die Fürsorge (für das Niedere) durch ein eigenhändiges Tun.”