Exoterik

Während die eigene Religion sich auf dem Deszendenten befindet, stünde es der Konservativen nicht schlecht an, sich auf einen verbliebenen spirituellen Kerngehalt der christlchen Lehre zu besinnen – falls Schnittmengen zu einer philosphia perennis (Leibnitz) auszumachen sind, auch gerade diese zu betonen. Wenn sich aber der Rekurs auf einen spirituellen Kern durch reine Ismen, die alleine mit Ritual, Moral, Kultur, Ästhetik, Tradition und Historie zu verbinden sind,beschränkt, verweist dieser lediglich auf eine (unbewiesene) Phrase, auf die zu beharren mit kaum mehr als einer durch frühkindliche Prägung erwirkten persönlichen Preferenz erklärbar ist und von der aus man eine graduell exoterische Entfaltung der Heilsgeschichte zu betreiben beliebt.
Möchte man dem folgen scheint mir das Zweckdienlichste noch die Sicht auf die christliche Religion als relevanteste kulturell-geschichtliche europäische Identitätsstifterin, deren Geschichtlichkeit aber nebenbeigesagt keinen Weg des Heils, sondern einen  Weg der jahrhundertelangen Zwietracht, des Unheils beschritt. Mit welchem heutigen ablesbaren Resultat eigentlich, was hat man damit der Geschichte abgerungen außer dem Ruf nach dem “Zurück in die Katakombe”? – und dieser Weg ist nicht in der Hauptsache durch die “klassischen Verfehlungen” wie Inquisition oder Zwangschristianisierung zu beschreiben, sondern noch viel eher- und in dieser Chronologie:-durch ein jahrhundertelanges Hauen und Stechen der philosophisch-theologischen, innerkirchlichen, oströmisch/weströmischen und schließlich zwischen-konfessionellen Art. Die Verheerungen haben bis heute bedeutende Implikation für den Ist-Zustand dieses Kontinents (und für eine westeuropäische Mentalität).
In die Klammer: (Und auch für Lenin, Marx oder andere Verfechter einer säkularen Utopie läßt sich  nicht verleugnen, daß sie mit den Gläubigen die gemeinsame Überzeugung von einem geschichtlich zu verwirklichenden Heil teilen – und die Blaupause hierfür sowie für die gebotene Rigidität der Umsetzung bot ursächlich und am besten das Alte Testament.)