Ein Hereinziehen

J. Kaube: “Hegel rät davon ab, Gott in einzelnen, endlichen Erscheinungen zu suchen. Für besondere Wirkungen müssen besondere Ursachen ermittelt werden. Deswegen bildet die Wissenschaft eine eigene Sphäre solcher spezifischen… Erklärungen, die ohne einen Bezug auf Unendliches und Ewiges auskommen. Der Religion überläßt sie, was nicht erkannt zu werden vermag, womit wir wieder bei jener Situation angelangt wären, die wir die Jacobi-Schleiermacher -Situation nennen könnten, denn in ihr ist die Religion erkenntnislos geworden und in das einfache Gefühl, in das inhaltlose Erheben des Geistigen zu dem Ewigen zusammengeschrumpft, kann aber von dem Ewigen nichts aussagen, denn alles, was Erkennen wäre, wäre ein Herabziehen desselben in die Sphäre und in den Zusammenhang des Endlichen. ”

Tatsächlich aber ist im (wirklichen) Erkennen kein Herabziehen, sondern ein Hereinziehen ungenannter numinoser Inhalte in die Erkenntnissphäre, wobei sich beiderlei Sphäre angleicht und so zur Fülle des Sich Selbst bringt (dies meint die Sakralisierung des Raumes zur Immanenz des Einzigen)- der so ‘entgeographisierte’ Raum ist dann das numinose Ens selbst und somit vollständige Erkenntnis (über sich selbst). Ob der Größe der Inhalte überkommt sich das Subjekt des Erkennens und objektiviert sich in solchen (Über-) Raum, der geistig ist und das Einzige ist und schließlich nur sich selber in aller jener Größe hat. Subjekt des Erkennens und das Ganze, das zu Erkennende, sind unterschiedlos geworden. Meister Eckhart sagt: “Je mehr du dich Gott hingibst, umso mehr hinwieder gibt Gott sich dir selbst, je mehr du dich deiner selbst entäußerst, umso größer ist deine ewige Seligkeit. Mir kam neulich, als ich mein Vaterunser betete, das uns Gott selbst lehrte, der Gedanke: Wenn wir sprechen: ‘zukomme uns dein Reich, dein Wille geschehe!’ (Matth. 6,10), so bitten wir damit Gott beständig, daß er uns uns selber entziehe.”
Und noch ein Wort zu den Wissenschaften als ein nach Hegel Bezugloses zum Numinosum: Auch die Wissenschaft kann hier keine bleibende Grenze einziehen, denn selbst ‘Evidenz’ meint nur eine Beschreibung über Bestätigungen innerhalb der Mittel unserer begrenzten Einsichten. Diese aber eben obliegen ewiger Erweiterung, eben hin zum Numinosum als Realsein des einzigen Seins, dessen Verwirklichung die Wissenschaft schließlich begleitet und befördert.