Wladimir Solowjew: “Als das entwickelte religiös-philosophische Denken nur noch ganz allein das absolut Gute als anbetungswürdig anerkannte, mußte das ganze hellenische Pantheon aus der Sphäre der wahren Gottheit ausgeschlossen werden; alle Olympier wurden in Dämonen, in Geister des Betrugs und des Bösen verwandelt. Diese Anschauung, die sich in der patristischen Philosophie endgültig durchsetzte, war für den Hellenismus somit nicht zufällig und äußerlich, sondern sein eigenes letztes Wort zu diesem Gegenstand.”
Plotin: “Durch ihre (der Seele) Kraft also ist der Himmel, welcher ein Vieles, hier und dort verschiedenes ist, eines Eines, vermöge unserer Seele ist unser Kosmos ein Gott, so ist auch die Sonne ein Gott, weil sie beseelt ist, und die andern Gestirne, und wir, wenn wir denn etwas sind, sind es aus diesem Grunde… Sieh also, welche Göttern Ursache daß sie Götter sind, muß notwendig eine Gottheit sein ehrwürdiger als jene.”
(Plotin, Enneaden)
Diese Erkenntnis, aus der alten griechischen Tradition der Orphiker, Phytagoreer und Platoniker entwachsen, findet in der Patristik überhaupt keine Resonanz und Fortsetzung. Hellenisierende Kirchenväter wie Origines werden zuletzt als Irrlehrer ausgeschieden. Die Patristik opfert dem väterlichen Gott die hypostastierte Geistigkeit, projeziert diese bestenfalls auf einen personalen Kanon der Devotion und scheidet auch hier das Numinose vom Menschen; die Seele bleibt zuletzt ein nicht näher beschriebener Wesens-Kern, eine innere Disposition, die jenseits des Eschatologischen ein ewiges Leben ermöglichen soll – so ist sie also in der Zukunft erst wirklich und wirksam gedacht (aber auch für diesen Zustand zugleich kein Gegenstand der Betrachtung), sie macht keine Aussage oder gestattet keine Erkenntnis der eigentlichen geistigen und numinosen Veranlagung oder einer ebensolchen Teilhabe in der Gegenwart.
Das überwindenswert gemeinte Mythologische hingegen ist nicht allein überkommenswerte Spiegelung des Menschen in den Himmel, sondern im Gegenteil gerade auch Zeugnis tradierten archaischen Wissens und dessen (trans-)psychischer Komponenten. Es zeigt archetypische (eidetische) Muster, die mit der Eigentlichkeit des Ichs auf ganz verwandter Ebene korrespondieren. Die Veräußerung im Kult ist zwar zuletzt irreführenden und anthropomorph-stagnanten Charakters, das Innere der antiken Mythen sagt aber zuletzt mehr über das Sein im Ganzen als die christlich-dogmatische Schrift.
Und ein geschichtliches Statement zur Diskontinuität der antiken philosophischen Tradition zur Patristik von Catherine Nixey: “Um 532 herum scheint sich die Lage in Athen so weit verschlimmert zu haben, daß die Philosophen beschlossen, die Stadt zu verlassen. Die Wiege der abendländischen Philosophie war kein Ort mehr für Philosophen – zumindest nicht für solche, die sich weigerten, ihr philosophisches Handwerkszeug dem Glauben der christlichen Obrigkeit anzupassen.”