Apriorische Wahrnehmung

Energie ist gemeinhin als das Produkt aus Masse und Beschleunigung bekannt. Nun hatte sich irgendwann herausgestellt, daß die kleinsten Elementarteilchen prinzipiell der Masse entbehren und viel eher als die Repräsentanten von Energie-Zuständen zu bezeichnen sind (was die platonische Ansicht von der Nichtigkeit der Materie eindrucksvoll untermauern kann). Wie aber soll -entgegen obiger Gleichung – vor der Masse überhaupt Energie sein?
Es muß von einer apriorischen Größe ausgegangen werden, einer Energie, die zu ihrer Enstehung keiner Massebewegung bedarf, sondern im Gegenteil Masse durch ihre eigene Bewegung erst konstituiert. Bei Heraklit ist dies bildhaft das Feuer. Man kann dies das Geistige -oder das Ingenium nennen. Geist in Bewegung ergibt Masse.
Wie aber gerät Geist in Bewegung? Er tut dies durch ein Sich nicht begnügen in Sich. Indem der Geist dabei das, was ruht, betrachtet, gerät er in zur Explikation drängenden Unruhe. Die Enstehung der Vielheit hieraus schließt den Körper und seinen Perzeptionsapparat als Aspekt der konkret gewordenen Vielheit folgerichtig mit ein. Dies kann ja nichts anderes heißen, als daß die Gestaltung des Körperlichen und die Gestaltung der Wahrnehmung VOR dem Körper und seiner (Körper-) Wahrnehmung liegen muß. Demnach aber muß eine geistige Perzeption existieren, die der körperlichen Perzeption apriorisch ist, dessen körperliche Wahrnehmung nur eine geminderte Referenz zur eigentlichen Wahrnehmung meint. Diese geistige Wahrnehmung ist also die eigentliche konstituierende Kraft, die Körperwahrnehmung hingegen ist eine höchst geminderte und fragmentierte. Und so ist zuletzt aber alles Materielle (oder Gewordene) in der Wahrnehmung und gemindert – und der Form nach schon verortet eben in dieser höheren Sicht.(Daher auch ist dem Theist die Materie so immanent, weil er ja auf jedes Konstruktivistische verzichten muß, um eben die Schöpfung erklären zu können. Denn wenn keine objektive Materie ist, was soll Gott dann erschaffen haben? In dem Falle ja wohl nur eine Befähigung zur Welt-konstituierenden Warnehmung, da diese ja eben nur VOR dem Materiellen (also auch vor dem Körper und den Körpersinnen ) und also geistigen Ursprunges sein kann. Gott aber duldet keine solche Konkurrenz.)
Behandelt man die willentliche Forcierung der Betrachtung und also diesen bewußten Anstoß zur Konstituierung der sichtbaren Natur, spricht man auch von magischer Praxis. Über den Bestrebungen der Magie aber, die meist den eigenen Zielsetzungen folgen sollen, ist ein viel höherer Zweck, der diesen als Gesamtheit, als das Eine beschreibt, dessen constitutio er wiederherstellen will. Das sichtbare Wesen zum überindividuellen Zweck ist dabei in seiner Entfaltung oftmals als das Schöne (und ebenso das Einfache) bezeichnet worden .
So ließe sich hierzu noch anfügen: Das Schöne ist in dieser Anschauung zugleich das Wahre, das im Objekt (also von seinem Wesen her) hindurchscheint und daher als solches erkannt wird und eben als schön befunden wird. Daher der lateinische Leitsatz: ‘pulchritudo splendor veritatis’ (Die Schönheit ist der Glanz der Wahrheit). Der äußere Putz aber ist ohne Belang und Bezug, ist bloß Tand – Staub, der zu Staub zerfällt. Die Ausstrahlung (des Schönen) kann ausschließlich von Innen erfolgen. Je mehr Fassade und Künstliches, desto weniger kann es an den Schönheitssinn appellieren. Eben weil es nicht wahr ist, weil es Lüge ist.

Das EInfache ist das Wahre