Strassmann, Tiefenstruktur der Realität

Rick Strassmann über  DMT Probanden in seinem klinischen Versuch: “Einige berichteten von einer eigentümlichen Auflösung der normalerweise fließenden Bewegungen ihres Gesichtsfeldes: ‘Die Bewegungen waren nicht mehr unsere Bewegungen, sie waren nicht länger geschmeidig oder koordiniert.’ Andere meinten, Laura und ich hätten ‘wie Roboter ‘ausgesehen und uns ‘ruckartig, mechanischer, irgendwie geometrisch’ bewegt.”
Dieses Phänomen erscheint mir als ein Hinweis, daß  bei der Rückkehr aus der DMT-Erfahrung eine grundlegendere, nämlich im Wesen diskrete Struktur unserer Raumzeit  zur Wahrnehmung kommen könnte. Im Aufwachen ist dann noch der geistige Blick, ein feinstoffliches  Sehen wirkmächtiger als das gewohnte Sehen des ‘profanen’ Auges. Dieses normale physikalische Sehen ermöglicht uns eben das Wahrnehmen einer Kontinuität gewohnter Art, einen reibungslosen Weltenlauf. Dahinter aber, gemäß der Einsicht, daß die Welt eine zusammengesetzte ist, daß sie aus voneinander abgesetzten  Größen bzw. Informationen besteht, die der Trägheit des Auges normalerweise verschlossen bleiben  und eben durch diese Trägheit ihre Natürlichkeit vorgaukeln,  besteht nun eine Möglichkeit einer tieferen Ein-Sicht zum erweiterten Gesichtsfeld des höheren Selbst. (Eine Analogie bietet  hier das Bild der Sicht einer  Katze auf einen Fernseher, dessen Einzelbilder ihr nicht als fließende Summe erscheinen, da ihr Auge höher auflöst und so  der Vorgang in Standbilder zerlegt ist und die Übergänge ruckartig erscheinen.) So könnte also unter veränderter Perzeption ein Einblick in die Tiefenstruktur unserer Realität vorliegen,  gemäß des (neuplatonischen) Satzes, “die ursprüngliche und wahrhafte Zahl sei für die Mannigfaltigkeit des Seienden der beherrschende Anfangsgrund und die Quelle seines Zustandekommens” (Volkmann Schluck).  Hier ist somit auch die eigentliche (schamanische) Auflösung des Körpers oder Ichs zu verorten, die eine Anschauung der Diskontinuität der sogenannten  (raumzeitlichen) Tatsächlichkeit freigibt und sie als Zustand, als Bild entlarvt, die unter besserer Wahrnehmung der Auflösung anheimfallen muß und förmlich in ihre Einzelbilder zerfällt oder zerspringt. DIES muß der eigentliche Hintergrund für den Mythos der  Zerstückelung sein, von dem C.G. Jung schreibt: “Das Zerstückelungsmotiv gehört in den weiteren Zusammenhang der Wiedergeburtssymbolik. Deshalb spielt es auch eine besondere Rolle in den Initiationserlebnissen der Schamanen, welche zerstückelt und wieder neu hergestellt werden.”
Die verschiedenen hierauf rekurrierenden Opferriten mögen ein (meist letaler) symbolischer Nachvollzug dieses Phänomens sein, laufen dabei aber -wie religiöse Opfer allgemein-  als Ausweis der Befangenheit und Unkenntnis  in eine nutz -und fruchtlose, ja schädliche  Irre.
Zu solcher  Konstitution der Welt sei hier  die grundlegende Ansicht der Pythagoreer angefügt. Es ist zu vermuten, daß auch hier -ganz ursächlich- eine initiatorische Empirie zugrunde liegen mag:
“Die Pythagoreer bezeichnen die Monade (‘Einheit’) als Anfang (Prinzip) aller Dinge , aus der Monade aber sei die unbegrenzte Dyade (“Zweiheit”) entstanden, die gleichsam als Materie der Monade, welche Ursache ist, untersteht; aus der Monade und der unbegrenzten Dyade aber kämen Zahlen, aus den Zahlen die Punkte, aus diesen die Linien, aus denen die Flächenfiguren entstünden, aus den Flächen aber die festen Gebilde, aus diesen die sinnlich wahrnehmbaren Körper.” (C.Riedweg)