Ein Bericht einer Nahtoderfahrung mag eine elementare Einsicht über das Problem offenbaren, warum das Böse in der Welt ist. Die Antwort auf diese quälende wie komplexe Frage, die im beschriebenen Falle dem Betroffenen (angeblich) von einer spirituellen Entität offenbart wurde, ist dabei entwaffnend einfach und lautet wie folgt: ‘Das Böse ist in der Welt, weil ihr Menschen es so wollt’. Zugleich mag diese Antwort nicht befriedigen, da doch der eine viel eher zum Bösen neigen mag wie der nächste und wieder andere sich gar darin versuchen, dem Bösen vollends zu entsagen, während noch ein Anderer sich durchaus mit Vorsatz und Vorliebe dem Bösen bedient. Und doch ist hier der Einwand berechtigt, der besonders gut mit Plotins Lehre von der (Re-)Inkarnation her formuliert werden kann, nach der die Seele des ihr gemäßen Entwicklungsstandes ihre entsprechende Verkörperung (nun expliziert in der Zeit und so in einer Stufe der Emanation in individuellem Verhältnis zur Gottesnähe oder -ferne ) selbst auswählt, um so ihre Verfasstheit sinnvoll in der Kette der Wiedergeburten weiterzuentwickeln. Aus diesem Satz folgert die nur ungern akzeptierte Erkenntnis, daß der Mensch per se, bei aller Verschiedenheit, im Sinne des Wortes global betrachtet, in der Tiefe seines Seins über wesentlich verbindende Merkmale verfügt, (da er sonst eben nicht mit den Anderen zusammen inkarniert wäre), und daß es sich hier um die Klammer des Defizitären, des annähernd unumstößlichen Defektes handelt, der sich besonders in der Weise zeigt, die Alexander Solchenyzin in folgendem Satz sehr treffend zum Ausdruck gebracht hat:
“Aber der Strich, der das Gute vom Bösen trennt, durchkreuzt das Herz eines jeden Menschen. Und wer mag von seinem Herzen ein Stück vernichten?”