Monismus, Dualität

Der Disput (zwischen Spinozisten und Hegelianern), ob nun die Immanenz oder die Transzendenz das beherrschende (Welt-)Prinzip sei, ist ja ganz überflüssig, weil so einfach aufgelöst: ‘Transzendenz’ bezeichnet nämlich nichts anderes als das noch-nicht-entschleierte, daher fremde, weil bisher nicht in die Lebensrealität überführte Immanente. Oder anders ausgedrückt: Soweit ist der Mensch entfernt vom eigentlichen Wesen bzw. der Totalität, der totalen Erfassung der Immanenz, daß ihm deren vorgelagerte  Bereiche als das ganz fremde -oder übersteigende- also das Transzendente erscheinen müssen.
Nun sagt Y. Yovel dem Spinozismus nach, daß ihm dieses Element der Dualität gänzlich abgeht, dieses bei Hegel dann umso  deutlicher  als Dialektik hervortritt. Aber auch Spinozas Monismus weist eine (in sich durchaus widerstrebende) Dualität auf: …Denken bewegt sich je in der Struktur von Substanz und Attribut. Baruch de Spinoza gibt folgende Definition: Substanz heiße, was in sich ist und durch sich begriffen wird; Attribut heiße, was im Verstand als das Wesen einer Substanz erfasst wird. Gäbe es zwei Substanzen, müsste die eine aus der anderen begreifbar sein – im Widerspruch zu dieser Definition. Es könne daher nur eine Substanz geben. Diese nennt Spinoza Gott bzw. Natur. Sowohl Räumliches wie Mentales sind fundamental je nur göttliche Attribute. Damit tilgt Spinoza den Dualismus materieller und geistiger Entitäten des Descartes und reduziert ihn auf einen strikten Monismus.” (Wikipedia)
Hier verbirgt sich  prinzipiell ein konstruktivistischer Ansatz, das Attribut Gottes ist nämlich im Sein geminderte Subjektivierung eines ungenügenden Perzeptionsprozesses. (Bei Meister Eckhart  ist dieses Sein soweit gemindert, daß ihm jedes Sein abgesprochen wird.)
So muß jeher jedem Monismus -so lange er beobachtet bzw.  nur proklamiert wird- gemein sein, daß er ein Subjekt kennt, in dem sich die Beobachtung oder das Erkennen über ihn überhaupt ereignet. Hierin allein  liegt schon  das Duale -oder man kann sagen, ein sich von sich selbst differenzierender oder entfremdender Vollzug.  Was im Subjekt als Subjekt wahrgenommen wird, ist ja im Monismus lediglich ein Akzidens, und ob nun also von Geist und Attribut die Rede ist, von  der natura naturans und der natura naturata,  von einer rückexplizierenden Geschichtlichkeit (Hegel),  einem Aufstieg durch die Hypostasen und so von einer Überwindung einer Seinsminderung (Plotin), auf welche Art also überhaupt irgendeine Explikation von der eigentlichen Daseinsform des Impliziten unterschieden wird,   ist viel eher eine  Frage der Begrifflichkeiten   und ihrer intentionalen Blickrichtung, als der Ausdruck gänzlich verschiedener Grundansichten über das Immanenz-Transzendenz-Verhältnis in monistischen Systemen -dies wegen des stets dualen Sich- als Subjekt zum Ganzen Verhaltenden, – das in der Nicht-Erfasstheit des Ganzen immer ein Zueinander-Verhalten von Immanentem und Transzendentem meinen muß.
 Dualismus ist prinzipiell jedem Monismus inhärent und verweist die subjektive Sicht auf seine Separiertheit und Fragmentiertheit, anders gesagt: Der Mensch ist  (solange er beschreibendes Subjekt ist) nicht in der Einheit  aufgegegangen. Und die Einheit bedeutet nicht Mensch -überhaupt nicht irgendein Objekt- , sondern letztlich einzig den abgeschlossenen Telos der Überwindung. (Überwindung bedeutet Telos.)
Y. Yovel legt in einer Betrachtung über Spinoza sein eigenes reduktionistisches Immanenzverständnis dar, indem er Immanenz durch ‘ein Fehlen eines Transzendenzhorizontes’ kennzeichnet, woraus er folgert: ‘Es gibt keinen `Ort, wohin wir gehen können’.
 Und hier mein Einwand: Man muß auch nirgends hingehen, man ist ja schließlich schon da (daher mein Satz von der Immanenz der Transzendenz).
Jesus sagt im apokryphen Thomasevangelium [Logion 113]:: “Das Königreich wird nicht kommen, wenn man Ausschau nach ihm hält. Man wird nicht sagen; Siehe hier oder siehe dort, sondern das Königreich des Vaters ist ausgebreitet über die Erde, und die Menschen sehen es nicht.”