Mensch aus dem Geist

Wenn wir davon ausgehen, daß die  raumzeitliche Wahrnehmung subjektives Produkt des menschlichen Perzeptionmechanismus ist, folgt daraus, daß die Physis des Menschen selbst (ja ebenso durch seine Sinneswahrnehmung konstituiert )eben auch Sinneshervorbringung (man sollte hier erst meinen: des Menschen )ist. Da es aber doch einem begrenzten Menschen nicht möglich sein kann sich selber (durch die Erschaffung der Sinne und ihrer Ergebnisse) hervorzubringen -das Produkt der Sinneswahrnehmung hätte sich selber als Verursacher-, muß der Mensch eben ein Resultat oder Aspekt  einer höheren Ordnung (eines Geistigen) sein. Demnach begibt sich dieser Geist in einen als materiell wahrgenommen raumzeitlichen Aspekt und nimmt sich selbst (reduziert) durch die menschlichen Perzeptionsmöglichkeiten wahr. Warum aber sollte der Geist sich selber einen reduzierten Aspekt zur Seite geben? Vorgeschlagene Antwort: Damit der Geist eben zwecks totaler Durchwaltung alle Aspekte und Perspektiven einnimmt. Dies öffnet aber die Pforte zu spinozistischer Substanz, Pantheismus, Panpsychismus usw…Ich sehe hier eine Unvereinbarkeit mit dem monotheistischen Modell eines personalen Gottes, der einen gnadenabhängigen, von ihm getrennt individuellen Menschen geschaffen hat. Und hier schließt sich zwangsweise der Gedanke an, warum der Geist diese Konkretisierung überhaupt nötig haben sollte, er könnte ewig in sich selber ruhen, eben ohne sich selber Aspekte an die Seite zu stellen. (Er könnte ja auch den Aspekt an die Seite stellen, daß es gar keine Aspekte gibt). Plotin z.B. geht in seinem metaphysischen Spekulationen solchen Problemen aus dem Weg, indem er über den Geist “das Eine” stellt, das von all dem unberührt bleibt. Wie aber kommt dann das formgebende Prinzip in den Geist? Woher kommt der Anlaß? Und geschieht dies ohne das Zutun des „Einen“? Dann wäre ja ein untergeordnetes Prinzip einem Übergeordneten überlegen. Wenn man aber den Geist selber absolut setzt, wie kommt dann der Wunsch nach raumzeitlicher Ordnung in den Geist, zumal der Geist ja im Menschen den Weg aus der Raumzeitlichkeit heraus sucht. Für einen menschlichen Evolutionsprozeß könnte man dies als Lernprozeß interpretieren, aber in der Entwicklung des Menschen vom Geist her, in seiner Darstellung als Aspekt eines geistigen Prinzips, würde hier letztlich alleine der Geist einem Lernprozeß unterworfen sein. Aber eben das hat der Geist ja nicht nötig, denn er weiß ja bereits alles.