Fichte sagt: “Offenbare mir, was du wahrhaftig liebst, was du mit deinem ganzen Sehnen suchest und anstrebest, wenn du den wahren Genuß deiner selbst zu finden hoffest, und du hast mir dadurch dein Leben gedeutet. Was du liebest, das lebest du. Diese angegebene Liebe eben ist dein Leben, und die Wurzel, der Sitz, der Mittelpunkt deines Lebens. Alle übrigen Regungen in dir sind Leben, nur, in wie fern sie sich nach diesem einzigen Mittelpunkte hinrichten. Daß vielen Menschen es nicht leicht werden dürfte auf die vorgelegene Frage zu antworten, indem sie gar nicht wissen, was sie lieben, beweiset nur, daß diese eigentlich nichts lieben, und eben darum auch nicht leben, weil sie nicht lieben.”
Meister Eckhart sagt: “Wer den Vater anbeten will, der muß sich mit seinem Begehren und seiner Zuversicht in die Ewigkeit versetzen. Es gibt ein oberstes Teil der Seele, das steht erhaben über die Zeit und weiß nichts von der Zeit noch vom Leibe, Alles, was je geschah vor tausend Jahren, der Tag, der vor tausend Jahren war, der ist in der Ewigkeit nicht entfernter als der Zeitpunkt, in dem ich eben jetzt stehe.”
Und dies ist die Mitte und der Sitz des Seins des Lebens, und hiermit soll man sich ganz verbinden, und hierin allein ist auch die Liebe. Alle Liebe, die in das Biographische einwächst, ist Abkunft, ist Explikation der Mitte, die mit sich selber resoniert im Objekt, aber mit einer Richtungsweisung zum (einzigen) Subjekt – das alles ist – (dem Wesen nach Liebe meint) versehen ist.
So auch kann Augustinus sagen: ‘Liebst du Gott, dann wirst du göttlich.”
Dies soll jedoch nicht theistisch verstanden werden, denn in der theistischen Trennung der ontischen Einheit ist die Liebe abgegeben. Die Liebe soll aber bei einem selbst verbleiben und unser eigenes Wesen werden und so anderes – man kann sagen: das Außen – in sich aufnehmen. Niemand wird die Liebe ergänzen oder empfangen außer der, der ins (einzige) Sein hineinwächst, das sich selber seinem Wesen näher kommt.