Graham Hancock: “Es ist für mich hochplausibel geworden, zu erkennen, daß Halluzinationen frühe religiöse Vorstellungen von übernatürlichen Bereichen und Wesenheiten hervorgerufen haben könnten, ähnlich wie das Überleben des Todes durch die Seele. Wo in der Tat sonst sollten unsere Ahnen sich mit solchen Ideen vertraut gemacht haben als an erster Stelle in den visionären Bereichen, in denen die Schamanen aller Kulturen in allen Zeiten ihre spirituellen Reisen unternommen hätten?
Dort, wie ich bereits für mich selbst herausgefunden hatte, werden hybride Mensch-Tiergestalten, Lichtwesen, Transformationen und Begegnungen mit den Verstorbenen möglich.”
Es ist also an dieser Stelle von einem urreligiösen konkreten Erleben zu sprechen. Die Unmittelbarkeit und Erlebbarkeit des ‘Höherstofflichen’ ist so wichtigstes Signum und ursächliche Grundlegung für das Seinsverständnis von der Defizienz der raumzeitlichen alltäglichen Sicht. Der Begriff der Offenbarung verliert nun im theistischen Modell diese empirische Dimension bzw. betreibt die Verlagerung zum Erleben eines außerraumzeitlichen Agens und seiner Botschaft im Bruch und Kontrast zum eigenen Mensch-Radius, dem dieses Agens als das völlig Verschiedene gegenübertritt. Tatsächlich aber ist Offenbarung vielmehr Offenbarwerdung durch Teilhabe und aktives Erleben und bietet die Möglichkeit der eigenen Transzendenz, die statt Delegierung und Platzhaltertum Autonomie und Wissen um die wahre Disposition verspricht. So füllt das (feinstofflich) Vorfindliche, was als Grundlegung aller Religion anzusehen ist, bereits das ganze Bild von der höheren Bestimmung, hält für die Erfassung der Höherdimensionalität leitmotivisch bereits alles inne. Das von archaischer Zeit als Prinzipielles Bekannte muß auf der Zeitlinie nun stetige Durchwirkung in der differenzierenden und spezialisierenden Funktion erfahren – in dem monistischen Sinne, daß sich das (unendlich komplexe) Eine mit sich selber bekannt mache. So wird das Unfassliche, aber archaisch Erlebte in der Zeit eben fassbar gemacht. Die kulturelle Übersetzung in das theistische System ist hingegen schon Distanzbildung in das Symbol ohne Möglichkeit des Zuwachses, ohne Option zur Ausfüllung und hält den Menschen in der Position der Verharrung – ist somit Entfernung und Entfremdung, da sie im Keim schon den Verlust der Bestimmung birgt.