Esoterik-Verlust

Zu wenig wird auf den Verlust esoterischer Traditionen und Entwicklungen seit dem 2. Weltkrieg hingewiesen, der zu gutem Teil darauf basiert, daß jene Ansätze, die noch in den 10′ er und 20’er Jahren des letzten Jahrhunderts zu ihrer Blüte strebten, nun in Mißkredit gerieten – was auch darauf gründet, daß ihr irrationalistisches Moment im Ruch der Mitschuld an den totalitaristischen Bestrebungen jenes Jahrhunderts stehen, sodaß sie – als obsolet oder gar schädlich benannt – sich einer Gegenthese, einem (angeblich fortschrittlicheren) Geltungsanspruch prinzpiell immanent-materialistischer Denkansätze konfrontiert sehen. Jene formulieren in einer ihr selbst verliehenen (und in sich selbst verliebten) Selbstverständlichkeit ihre Paradigmen, denen im öffentlichen Raum zusehends weniger Widerspruch eingeräumt wird, und dieser Widerspruch wird eben mit dem Vorwurf einer als ‘regressiv’ verstandenen Rückbindung an Überholtes, Metaphysisches (oder Irrationales) belegt, die das nunmehr laufende Fortschrittswerk keineswegs mehr in Gefahr zu bringen habe. So kann man hier nicht ohne Grund von einer Art Gegenwartsscholastik sprechen, denn abseits ihrer zusehends meinungshegemonialen Dogmen gibt es keine Bereitschaft zur ernsthaften Besprechung, nicht einmal zur Duldung potentiell antithetischer Positionen. So soll nun alles dem höheren Beweis und dem Zwecke des Progressivismus dienen.(Und die Menschen bewegen sich dazu in -verordneten- (pseudo-)positivistischen Zirkelschlüssen wie die Esel in einem Mühlwerk.) Wie aber konnte es so weit kommen?

Der reale Humanismus [gemeint ist hier die marxistische Lehre] hat in Deutschland keinen gefährlicheren Feind als den Spiritualismus oder den spekulativen Idealismus…” ( Marx/Engels -Kritk der kritischen Kritik)
Adorno und Horkheimer (und andere) übernehmen diese Ansicht, die heute in der kritischen Theorie und in der Resorption der Frankfurter Schule durch die 68′ er Bewegung zu gesellschaftlicher Durchsetzung gekommen ist. Hier wurde gar eine Schnittmenge und Verwandtschaft von Okkultismus und Faschismus hergestellt. Warum aber diese stärkere Abneigung gegen den Okkultismus (oder allgemein: die Esoterik) als gegen hergebrachte Religion?
Thomas Jung : “Gegen die These, daß das esoterische Weltbild die Wiederkehr eines neuen Faschismus sei, belegt unsere Interpretationsanalyse eindeutig, daß das esoterische Weltbild die Wiederkehr eines traditionell häretischen Religionsglaubens ist, der im grunde nur traditionelle Weisheitslehren aus dem Fundus verschiedener nicht anerkannter, weil mystischer Religionsströmungen, wieder beleben will.” Aber diese ‘Apologie’ bildet gerade das Problem ab!
Denn diese gemeinten häretischen Traditionen sind in aller Regel gnostisch-antijahwistisch oder neuplatonisch-antijahwistisch zu nennen. Hier liegt also eine Potenz zum Anfangsverdacht des Antisemitismus, (der nicht zum Antijahwismus differenziert wird, vielmehr schlicht zum ‘Faschismus’ gerinnt, und so gar nicht als Theismuskritik, sondern als Generalkritik am Judentum (und so als als Spielart des Rassismus) aufgefaßt werden kann – eine Konnotation, die Adorno, Horkheimer und anderen nicht entgangen sein mag.