Profanes Interregnum, Heisenberg

Zu Beginn zwei Sentenzen:

Skeptizismus und Transzendenz
Die Abkehr vom Numinosen liegt in der Natur der Auflehnung des erwachenden Geistes, der skeptisch sein muß bis zum Nihilsmus. Führt dies aber dauerhaft zur Verfestigung in Konzepten, die die Wirklichkeit höchst unzureichend erklären, schneidet sich der Mensch von eben der Wirklichkeit ab, indem er nämlich aufgehört hat, sie zu hinterfragen. Daher auch muß der wirkliche Skeptizismus früher oder später in das Transzendente münden.

Das profane Interregnum
Nach dem Austritt des Menschen aus seinem magischen Bezugrahmen (der aber sein Stammland war) folgt das profane Interregnum. Interregnum deshalb, weil die Physiker und Wissenschaftstheoretiker heute das Magische als Grundverursachung der Natur (wieder)entdeckt haben und hier die Zukunft der Klärung der allgemeinen Seinsbedingungen aufzusuchen (und zu finden) ist. Und in diesem Aufzug ist der Mensch natura naturata UND natura naturans zugleich.

In dem Kontext auch ein relevantes Zitat über Heisenberg von Ernst Peter Fischer: “Dabei ging es Heisenberg vor allem darum, den Zusammenhang mit dem antiken (Platon) und dem klassischen Denken (Goethe) aufzuzeigen. Sein wissenschaftliches Hauptziel lag darin, eine grundlegende Theorie der Elementarteilchen zu schaffen, die nichtlineare Spinortheorie, die als moderne Verwirklichung von Platons Vorstellungen der Struktur der Materie auf der Grundlage einfacher geometrischer Formen gelten konnte. Er suchte nach einer hochsymmetrischen Feldgleichung, der ‘Weltformel’, die den idealen Formen Platons entsprechen sollte.”
Und zum Bruch mit der klassischen (newtonschen) Weltsicht: “Kant hat die Anschauungsformen Raum und Zeit und die Kategorie ‘Kausalität’ als ‘a priori’ zur Erfahrung bezeichnet, so begibt er sich damit in die Gefahr, sie gleichzeitig absolut zu setzen und zu behaupten, daß sie auch inhaltlich in beliebigen physikalischen Theorien der Erscheinungen in gleicher Form auftreten müßten. Dies ist aber nicht der Fall, wie durch Relativitäststheorie und Quantentheorie erwiesen wird.” (Carl Friedrich von Weisäcker, nach Heisenberg)
Und ganz platonisch: “Der lateinische Satz ‘Die Schönheit ist der Glanz der Wahrheit’ kann auch so gedeutet werden, daß der Forscher die Wahrheit zuerst an diesem Glanz, an ihrem Hervorleuchten erkennt. Noch zweimal in der Geschichte der exakten Naturwissenschaft ist dieses Aufleuchten des großen Zusammenhangs das entscheidende Signal für den bedeutenden Fortschritt geworden. Ich denke hier an zwei Ereignisse in der Physik unseres Jahrhunderts, die Enstehung der Relativitätstheorie und der Quantentheorie.”
Und nach diesen neuen und nicht hintergehbaren Setzungen das Kardinalvergehen unserer Zeit: Die Bereitschaft, “die methodische Logik der Physik der so liebgewonnenen Einheit von Welt und Denken zu opfern” (Jürgen Busche) – Eine Einheit, die im besseren Falle auf Aristoteles zurückgeht, und im schlechtesten Falle aber auf Feuerbach und Marx.