Mahavira, ethische Prämisse

“Kein niederes Tier, kein Gewächs, kein höheres Wesen, kein sonstiges Lebendes darf geschlagen, in Befehl genommen, bemeistert, angestrengt, oder vernichtet werden. Das ist die reine, beständige, ewige Lehre von Wissenden, die sie die Welt begreifen,verkündet.” (Mahavira)
Diese ethische Prämisse ist also unmittelbare Folge eines  Wissens, das im Menschen erwächst und das keineswegs von Außen angetragen werden kann.  Dies unterscheidet diesen  “Anfang  des Ethischen”  von allen theistischen Konzepten und führt zugleich die ethische Prämisse über den Menschen hinaus, denn als Teilhaber am (einzigen) Sein weiß der wissende Mensch um die substanzielle Zusammengehörigkeit aller dem Sein zugehörigen Glieder und Veräußerungsformen. Ein Gedanke also, der zutiefst mit dem Platonismus verwandt ist.

“Die das Nichtwissen lehren sind nicht imstande, mit ihrem eigenen Gedankengang einen anderen ihnen geneigten zu belehren, geschweige denn einen Andersdenkenden. Wie im Walde ein Mensch, der sich nicht auskennt, und der einem Führer folgt, der sich gleichfalls nicht auskennt – alle beide sind sie unkundig und erleiden bittere Trübsal.” (Mahavira)

“Zweifle nicht: Du bist ja das Geschöpf, von dem du meinst, es dürfe geschlagen, bemeistert, getötet werden. Darum sein kein Töter und kein Helfer beim Töten.” (Mahavira)
Hier drängt sich selbstredend der Querverweis zum Panpsychismus und Wiedergeburtsgedanken   Empedokles’  auf, der ungefähr zur selben Zeit 500 v. Chr. formuliert wurde. Die hieraus erwachsende Selbstbildung der Seele  ist auch Grundlage nahezu aller östlichen religiösen Konzepte:
“Die Seelen führen es selbst herbei, daß sie sich verkörpern, und zwar in Folge des Aufgehens des Karman, der Schwere des Karman, der Last des Karman, durch das Aufgehen, Reifen und Fruchtragen unguter, guter, gutunguter Werke.” (Mahavira)