Meister Eckhart sagt: “Das Höchste und das Äußerste, was der Mensch lassen kann, das ist, daß er Gott um Gottes Willen lasse. Nun ließ Sankt Paulus Gott um Gottes willen; er ließ alles, was er von Gott nehmen konnte, und ließ alles, was Gott ihm geben konnte, und alles, was er von Gott empfangen konnte. Als er dies ließ, da ließ er Gott um Gottes willen, und da blieb ihm Gott, so wie Gott in sich selbst seiend ist, nicht in der Weise seines Empfangen- oder Gewonnenwerdens, sondern in der Seinsheit, die Gott in sich selbst ist. Er gab Gott nie etwas, noch empfing er je etwas von Gott; es ist Eines und eine lautere Einung. Hier ist der Mensch ein wahrer Mensch, und in diesen Menschen fällt kein Leiden, so wenig wie es in das göttliche Sein fallen kann; wie ich schon öfter gesagt habe, daß etwas in der Seele ist, das Gott so verwandt ist, daß es eins ist und nicht vereint.”
Hierin der unüberbrückbare Unterschied zur dogmatisch- theistischen Ansicht. Wer nicht Gott gibt: weder preist er in persona Gott, noch übt er sich in irgendeiner Form der Devotion, noch bringt er ihm irgendein Opfer. Die eigentliche Forderung nämlich kann nur die Preisgabe an das alles umfassende und einnehmende Prinzip selbst heißen, was somit ein Angleichen meint, ein Abgeben und Aufgehen, worin eine wahre Ermächtigung ist, denn in dieser Zielsetzung ist die höchste Kraft, die dem Einssein im Eigentlichen selbst ganz zugehört. Die theistischen Handlungen und Worte hingegen konstituieren Bezüge, die eine Trennung lebensweltlicher Bereiche herstellen, die Potenz und Transzendenz abschneiden vom hiesigen Ens zu einem himmlischen, somit entrückten. Verhältnisse und Gefälle werden geschaffen und affimiert, die Subjekt-Objekt-Relationen vertiefen und das Geistige, den Geist abziehen zu einer Wesenheit, die Gott ist, die zur Person wird, die mit dem Menschen handelt. Devotion unter ein solches Prinzip aber würde Gott -da er ob seiner Größe bedürfnis- und erwartungslos wäre, zu schlicht nichts gereichen können. Hingegen die eigentliche Unterwerfung gelangt zu wesenhaftem Tun und Sein und Erkennen aus dem Selbst, daß es zu einem Vollziehen und Erlangen dessen kommt, dem das Ich als defizienties Subjekt durch und durch entbehrt. Somit heißt Dienen lebenspraktischer, prozessualer Selbstvollzug zur Eigentlichkeit.