Plotin, Kirche, ontologische Kehre

Bezüglich möglicher (oder unmöglicher) Analogien zwischen christlicher Trinität und plotinischen Hypostasen diese generelle Anmerkung, die auf eine ganz fundamentale Unterscheidung -man könnte auch sagen, ontologische Kehre- hinweist: Laut Platon leitet sich aus dem Seinsverhältnis der Seele zum Einen bzw. zu Gott (die Seele, die alles einst besaß und alles wußte, und sich erinnern muß, was Lernen genannt wird, um zum Einen zurückzukommen und mit dem Einen Eins zu werden) sozusagen eine entsprechende erkenntnistheoretische Verantwortung ab, die dem christlichen Gedanken fremd erscheinen muß, weil (Einzel-)Seele (die so bei Plotin prinzipiell gar nicht existiert) und Gott eben in einem anderen, in einem Glaubensverhältnis von Erschaffenem zum Schöpfer (das Eine, Gott ist bei Plotin indes nicht schöpfend) stehen.
Nicht umsonst sagt Tertullian in Abkehr von antiker Denkart, vom heidnischen (orphischem, pythagoreischem, platonischem)Telos (um 200 n.Chr.): “Was hat Athen mit Jerusalem zu tun? Was die Akademie mit der Kirche? Unsere Lehre stammt aus der Stoa Salomons, der auch selbst die Weisung hinterlassen hat, den Herrn in Einfalt des Herzens zu suchen. Wir brauchen keine sophistische Weisheit, nachdem Jesus Christus erschienen ist, und keine philosophische Untersuchung nach dem Evangelium. Wenn wir glauben, begehren wir nichts weiter, als zu glauben. Denn zuallererst glauben wir dies: daß es nichts gibt, was wir darüberhinaus glauben müssen.”

(Und einen besseren Tritt könnte man der Scholastik nicht verpassen.)