Sein, Verfestigung

J.M. Otto: “Die Elementarteilchen selbst sind auch nicht das, was wir uns unter den kleinsten Teilchen vorgestellt haben, in die wir die Materie zerlegten, seit wir seit Demokrit technisch so große Fortschritte gemacht haben. Sie sind bloße Schwingungsfiguren. Von diesem ständigen Schwingen merken wir im groben Rahmen unserer makroskopischen Betrachtungsweise allerdings nichts, so daß der Eindruck von etwas Festem entsteht. … Es gibt also keine Materie, es gibt nur die Form. Wir können nur statistisch angeben, wie die Materie vermutlich aussieht, und sie entscheidet sich auch erst im Moment zu dieser einen Form, in dem wir sie dazu festlegen, indem wir sie beobachten. Vorher waren auch andere Konstellationen aus dem …Ozean an Möglichkeiten denkbar und möglich.”

Meister Eckhart sagt: “Was die Sinne herausgetragen haben, das muß die Seele wieder hereinbringen.” Berkeley sagt:”Esse est percipi.”
Die Festigkeit der Form erlangt ihre Stabilität prinzipiell aufgrund einer perzeptionellen Entscheidung oder Verarbeitung in Bezugnahme auf diskrete Grundstrukturen. Diese Verarbeitung wird durch den gehirnlichen Abgriffspunkt und Perzeptionskomplex definiert.
Bewußtsein, das sich im Wissen um diesen Mechanismus über eben jenen erhebt, drängt demnach zur Kausalität der Form, die geistige (oder feinstoffliche) Ursachen hat. Solches Bewußtsein schafft (unsere) Form, durchdringt Form und verläßt auch wieder Form.
Die Ständigkeit des vernommenen Anblicks – dies ist ganz neuplatonisch gedacht – bzw. die Festigkeit einer kontinuierlichen Perzeptionsweise gibt dem Seienden die Ständigkeit des Gleichbleibens (und somit ihm sein Sein nach unserer profanen Definition). Dies läßt darauf schließen, daß in der höheren Wahrnehmung diese Ständigkeit und das physische Vernehmen in Fluß geraten muß, was bereits dem aus der Theosophie bekannten Zustand eines mentalen (dynamischen) Universums oder Jenseits entgegenkommt. Ständigkeit als Starre der Form ist Signum geminderter geistiger Teilhabe der Weltkonstitution. Entsprechendes kommt etwa auch in der buddhistischen Lehre zum Ausdruck: “Das Weltsystem der Formlosigkeit gilt als die höchste Ebene der Wiedergeburt innerhalb der zyklischen Existenz und als ein Zustand, in dem die physischen Fähigkeiten eines Individuums nur als Potentiale existieren und das Individuum nur auf der Ebene des Bewußtseins funktioniert. Es heißt, daß dieses Weltsystem von denen bewohnt wird, die die vier formlosen meditativen Versenkungen gemeistert haben.”