Monistische Mystik, Subjekt und Gnosis

Volker Leppin (Professor für Kirchengeschichte) schreibt in seinem Buch  “Die chrisliche Mystik” folgendes im Kontext monistischer Mystik: “Zieht man die allgemeinen Aussagen über die Schöpfung auf den Menschen, so wird deutlich, dass dieser im eigentlichen Sinne kein eigenes Sein hat, sondern sein Sein in Gott liegt, …Was wie eine Grenze zwischen menschlichem und göttlichem Sein erscheint, ist keine wirkliche Grenze, sondern eine Verkennung dieser völligen Verankerung des Menschen in Gott.”
Das Gegenteil von Verkennung meint Gnosis -also die Erkenntnis über den Seinszusammenhang des Einzelnen zum Einen oder Absoluten. Somit wird eine Forderung nach Überwindung der subjektiven personifizierten Warte gestellt,  diese ja lediglich hervorgerufen durch  die Desintegration des Totalen bzw. seiner Explikation- an dessen Entstehungsprozeß das Individuierte somit  teilhat.  Als Beweger zur Rückführung impliziert  Gnosis  Aufstieg vom Subjekt unter der Prämisse der Subjekt-Objekt-Transzendenz. Im Kontext nicht-monistischer Mystik rückt hingegen die Devotion in den Mittelpunkt. Devotion aber meint die genau gegenteilige Bewegung und führt weg vom Eigentlichen und der Eigentlichkeit des Subjektes, hindert den Menschen unter Negation und Delegation seiner ursächlichen Verbindung und Befähigung, sich seiner Eigentlichkeit bewußt zu werden.
Rudolf Steiner sagt: “Unter Anthroposophie verstehe ich eine wissenschaftliche Erforschung der geistigen Welt…, die, bevor sie den Versuch macht, in die übersinnliche Welt einzudringen, in der erkennenden Seele erst noch Kräfte entwickelt, welche ein solches Eindringen ermöglichen.”
Und für  unsere (materielle) Alltagswelt aber hat einst Heisenberg-und da ist er sich einig mit Platon- das konstitutive Element der Materie seines Wirklichkeitsgehaltes beraubt.
Um wieder zu Leppins Eingangszitat von der eigentlichen Irrelevanz der subjektiven Position im Raum und eines außerhalb des Subjektes gelagerten Telos zu kommen ein nicht unpassender Satz von  Fichte: “Ich betrachte alle Weltbegebenheiten ganz auf die gleiche Weise nur in Rücksicht auf diesen einzigen Zweck -der Fortgang der Vernunft und Sittlichkeit im Reiche der vernünftigen Wesen- , und zwar lediglich um seines selbst, um des Fortgangs willen. Für Verdruss über persönliche Beleidigungen und Kränkungen, für Erhebung auf persönliches Verdienst ist meine Brust verschlossen, denn meine gesamte Persönlichkeit ist mir schon längst in der Anschauung des Ziels verschwunden und untergegangen.”