Seelische Verwirklichung

Plotin: “Da also die Seele vom Geist stammt, ist sie nur geisthaft, ihr Geist bewegt sich in Überlegungen, ihre Vollendung erhält sie erst wieder vom Geist; es besteht aber auch die Verwirklichung ihres Begriffs darin, daß sie den Geist schaut. Denn wenn sie hineinblickt in den Geist, so hat sie das, was sie denkend verwirklicht, in sich selbst als ihr Zugehöriges, und das allein darf man tätige Verwirklichung der Seele nennen, was sie geistgemäß und als ihr zugehörig verwirklicht, während das Niedere ihr von anderwärts kommt und ein Leiden einer entsprechend niedrigen Seele ist.”

Daher soll die niedrige Seele sich das Prinzip der hohen zu eigen machen, dies gerade in tätiger Verwirklichung. Ihre primären Begriffe lernt sie dabei nur, wenn sie jenes erstrebt und versucht, was sie über ihre bisherige Begrifflichkeit und Begrenzung hinausführen mag, daß sie sich derart fortbildet und foranschreiten kann.
-Schöpferische Essenz: Die eigene Handschrift und Formsprache verweist auf die tiefe innere (wahre) Disposition, macht sie Stück für Stück bewußt und bietet aus der Vergegenwärtigung die Entwicklung und Verbesserung zu den unbekannten, bisher ‘unkartographierten’ Aspekten des Subjektes.
-Keine Fremdleitung: Inspiration mag in gewissen Zeiträumen und Maßen dem Subjekt willkommen wie hilfreich sein (auf tieferer Ebene gehört das Andere ja gar zum Selbst), im primären Seinsvollzug hat dies vor allem aber hindernde Aspekte. Die alltagsbezogene Fremdleitung bietet dem Mensch nur eine Vermittlung am Sein und daher eine Hinderung an ihm selbst, der Einzelne wird darüber zum Gefäß fremder Willensbekundung und Intention, seine Möglichkeit zum Selbstwerden ist hiermit nachhaltig blockiert.
-Kreativität: heißt die Verwirklichung der Eigenheit in allen Prozessen, die mit der eigentlichen tiefen Person korrelieren und im besten Falle aus ihr überfließen. Somit bleibt der Begriff etwa nicht auf spezifisch künstlerisches Tätigsein beschränkt.
-Suche: Leben ist Lernen, ist der Aufschwung der Seele zum höheren Prinzip. Dieser Prozeß kann zu keiner Zeit als abgeschlossen betrachtet werden.
– Vergegenwärtigung: Nur in der Zusammenkunft von Person und Gegenwart liegt das Momentum der Möglichkeit zur Gestaltung und Aktualität, also zur ganzen Sinnhaftigkeit der zur Entwicklung intendierten Inkarnation.
-Durchdringung: bedeutet Wachstum im Gegenwärtigen zur Totalität des ganzen, in meisten Teilen noch undurchmessenen Daseins.