Eckhart, zum Seelenfunken

Die Stoiker, auf die die Konzeption des Seelenfunkens zurückzuverfolgen ist, waren Monisten. Meister Eckhart schließt wieder den  Kreis dorthin, er führt die Begrifflichkeit des Seelenfunkens, nachdem jener eine gehörige, scholastische Herabstufung erfahren hatte (Origines, der als Kirchenvater die Konzeption vom Seelenfunken in stoischer Manier aufgegriffen hatte, war da lange verketzert), wieder ihrer eigentlichen (heidnischen) Bedeutung zu. Und dieser Seelenfunke ist die Abbildung Gottes im Menschen, anders aber als zur Zeit der Hochscholastik proklamiert, nicht lediglich als eine “sittliche Vorprägung zur Vernunft”, sondern als die univoke imago Gottes, das heißt, dieser Kern im Menschen ist Gott selbst. Und nach Eckhart kommt darüber hinaus allem, was jenseits dessen beschreibbar ist, nicht einmal der Hauch irgendeines Seins zu. Nicht einmal ein relativiertes Sein, wie etwa in den idealistischen Konzeptionen Platons oder auch der indischen Vedanta proklamiert, wird von ihm zugestanden. Und das Univoke wird wie folgt eingefordert:
“Die Schrift sagt, wir sollen Gott gleich werden.Gleich, das ist böse und trügerisch…Nun spricht der heidnische Meister, der mit natürlicher Einsicht dazu kommt : …Gleichheit ist etwas, was es an Gott nicht gibt…Es gibt nur Einssein in der Ewigkeit…”
Nach Niklaus Largier bezieht sich Eckhart hier auf Avicenna, was seine heidnische Inspiration, Prägung und Ausrichtung unterstreicht, die seiner gedanklichen Entfernung vom Theismus entspricht und entgegenkommt: “Avicenna bestritt die Unsterblichkeit der menschlichen Seele, Gottes Interesse an Einzelereignissen sowie eine Erschaffung der Welt in der Zeit.” (Wikipedia)
Und Eckhart ist dabei ein außerordentlich radikaler Monist, unter Überspringung platonischer Hypostasen und Zwischeninstanzen (bzw. unter Relativierung der Trinität oder der himmlischen Hierarchien und Gewalten und Heiligen) gilt sein einziges und auschließliches Interesse dem absoluten und unnennbaren Einen.