Zahlen, Anfangsgrund des Seienden

“Das Mannigfaltige des Seienden kommt erst im Vollzug des Zählens und aus dem Zählen als ein Quantum zum Vorschein. Diese Zahlen bestehen nicht nur nicht an ihnen selbst, sie sind nicht einmal seiende Bestimmtheiten von Seiendem wie die Eigenschaften, so daß ihre ontologische Charakterisierung als eines Symbebekos (nur in Beziehung auf besondere Dinge auftretende Merkmal eines Dinges, mit dem Seienden Mitanwesendes) unzureichend ist.” (Volkmann-Schluck)
Was kann dies konkreter heißen?
Die Zahl steht für einen Quantifizierungsprozess und wird hiermit ihrem Wesen nach seinsbestimmend.   So läßt sie sich schwerlich auf ihre Eigenschaft reduzieren, die sie lediglich an sich selbst hat , die für sich noch keine zureichende Bestimmung im Verhältnis zu jeglicher  (später sichtbaren) Qualifizierung sein kann, und doch bildet erst  ihre quantitative Sammlung bzw. Summierung   die Möglichkeit zur Distinktion zu einem komplexen Ding.  Nun ist auch die Quantität oder die Abfolge der Zahl noch  keine Ansicht   des Objektes selbst, sondern bildet  lediglich dessen  Gerüst, vergleichbar einer  Hintergrundinformation, das objektivierte Objekt resultiert nämlich erst aus einer Umsetzung bzw. Brechung der Zahlenreihe zur Bildhaftigkeit (in pluralen perzipierenden Subjekten).
“Die Dinge stehen höher als die Sinne”, so lesen wir im Kathaka Upanishad. Für Plotin  entfaltet sich der Nous (als die Totalität aller Ideen) in die Bestimmtheit. “Und die Zahlen sind es, die das aus sich Herausgehende vor dem Zerfließen ins Unbestimmte und Bestandlose retten…. die ursprüngliche und wahrhafte Zahl sei für die Mannigfaltigkeit des Seienden der beherrschende Anfangsgrund und die Quelle seines Zustandekommens.” (Volkmann Schluck)
Die Verdinglichung der sich so explizierenden (höheren) Dinge geschieht indes in der perzeptiven Umsetzung, die  Kontinuierung des Quantums (der Zahlen) zu einem  Bild wird sichtbare Welt, die Zahlenreihe (besser: ihr Impetus)  wird so übersetzbar mit der platonischen  Idee, und wie also schon Apelt sagte, lebt und webt alles durch die Weltseele,  die nämlich  durch eben jene transformatorische Kraft das Bild (also die Welt) erst bedingt.  Für die Philosophie Plotins noch einmal Volkmann Schluck: “Nur in der Bewegung des Vernehmens hat das Seiende die Ständigkeit des Gleichbleibens.
So ist die Zahl beides:  Sie ist Akzidens bzw.  Mitanwesendes des als eigentlich Erachteten, des Objektes, weil nur im Hintergrund – und doch ist sie von Grund auf konstitutiv, das quantitativ statische aber wird überspielt, bzw. für die Diesseitigkeit von den Sinnen (in Beständigkeit) dynamisiert.
“Das Hervorbringen des Wieviel der Dinge ist, so erklärt Plotin das erscheinende Sichzeigen (energeia) jener im Zählenden bereits vorliegenden Zahlen.”(V.Schluck)
Und das ‘Wieviel’ der Dinge meint hier gemäß dem oben gesagten viel eher ein ‘Wie’ und ‘Überhaupt’.