Die einfachste Form der Behandlung des Phänomens der Synchronizität wäre eine theistische bzw. spiritistische Annäherung, die das Problem auf eine personale Einwirkung innerhalb einer uns vertrauten (hierarchisierten) Subjekt-Objekt-Relation festschreibt (oder besser: reduziert). Zumindest auf den ersten Blick wäre der Sachverhalt ein recht offenkundiger: Es obliegt dann schließlich Gottes Walten, die Ereignisse und Handlungsstränge in der Welt auf eine Art und Weise zusammenzufügen, daß sie durch das Moment der Koinzidenz denjenigen, der hiermit konfrontiert ist, zur Bewußtheit hierüber drängen, ein Aufsehen auf sich ziehen und dabei auch gewissen Apell- bzw. Signalcharakter annehmen können. Der Erlebende ist hierin erleidend und hat keinerlei kausalen Anteil am Geschehen. Weiter gefaßt kann die Koinzidenz im theistischen Glaubensverständnis dann auch das Werk eines Gott untergeordneten Wesens wie etwas eines persönlichen (Schutz-)Engels sein. Es bedarf hier keinerlei weiterer Erklärung, wie dies genauer geschieht, denn dies obliegt eben allein dem überlegenen jenseitigen Ens, dem Numinosen, das dem Menschen eben nicht erklärbar ist, nicht einmal erklärbar sein soll. In diesem Kontext, da die Synchronizität zumeist als Positives, Bestärkendes wahrgenommen wird, kann sich leicht das Gefühl einer Hilfestellung im Sinne einer Richtungsweisung oder ganz allgemein einer Hebung einstellen, was theistisch als Gnadenerweis deutbar wäre. Das Phänomen wäre hierin genügend behandelt und böte keine herausfordernden Fragen bezüglich der Begriffe von Welt, Sein, Ich, (seelischer, geistiger) Existenz. Ganz ähnlich der spiritistische Ansatz: Hier wären etwa konkrete Zeichen oder Botschaften aus dem Jenseits, etwa Verstorbener zu vermuten, die sich eben auch in der frappierenden Zusammenkunft zweier eigentlich kausal getrennter Ereignisse zeigen könnten, die Protagonisten der Verursachung sind gegenüber der theistischen andere, das Prinzip der Herbeiführung und Einwirkung als nicht weiter erkläre Manipulation aus einer potenteren Sphäre bleibt vom Prinzip das gleiche.
Auf den zweiten Blick aber ergeben sich doch Fragen. Denn die Botschaft des Ereignisses selber bleibt zumeist verborgen, wird insofern nicht ersichtlich, als die Koinzidenzen oft höchst banaler, profaner Natur sind und an und für sich gar keiner inhaltlichen Deutung harren. Warum soll ein ‘geistiger Helfer’ überhaupt auf das Raumzeitliche und die Person einwirken und gleichzeitig den Sinn seiner Einwirkung dieserart offen lassen? Und warum kommt dem einen Menschen diese Hilfe weitaus mehr zuteil als einem anderen? Nebenbei ein anthropozentrierter Ansatz, eine Anmaßung, wenn man so will, die den Menschen in den Mittelpunkt höchsten göttlichen Interesses stellt. Von theistischer Warte mag dies zwar erwartbar sein, nichts jedoch spräche dagegen, daß hier auch ganz andere Kräfte wirken könnten, der zuweilen Schabernack-artige Charakter der Vorfälle , der etwas Kobold (-oder auch Trickster) haftes an sich hat, könnte nämlich durchaus in diese Richtung deuten. Setzt man eine geistige Sphäre voraus, die vielfältig hypostasiert ist, bleiben schließlich ungezählte Möglichkeiten zur Einwirkung verschiedenster Entitäten, so daß zuletzt gar nicht ersichtlich ist, welcher Sinn hier vorliegen soll, inwiefern nun eine Hilfestellung geboten wird, oder zum anderen Beispiel gar ‘ein Jemand’ lediglich auf sich aufmerksam machen möchte oder umgekehrt sogar Hilfe vom Diesseits erbittet.