C.G.Jung: “So entwickelte der Westen eine neue Krankheit, den Konflikt zwischen Wissenschaft und Religion. Die kritische Philosophie der Wissenschaft wurde sozusagen negativ-metaphysisch – mit anderen Worten materialistisch – auf der Basis eines Fehlurteils; man hielt Materie für eine berühr- und erkennbare Realität. Doch ist sie ein gänzlich metaphysischer Begriff, hypostasiert von unkritischen Köpfen. Materie ist eine Hypothese. Wenn man sagt ‘Materie’, schaft man eigentlich ein Symbol für etwas Unbekanntes, welches sowohl Geist als irgendetwas anderes sein kann; es kann sogar Gott sein. Der religiöse Glaube andererseits weigert sich, seine vorkritische Weltsanschauung aufzugeben. Im Widerspruch zu Christi Wort versuchen die Gläubigen, Kinder zu bleiben anstatt zu werden wie die Kinder. Sie klammern sich an die Welt der Kindheit. EIn berühmter Theologe gesteht in seiner Autobiographie, daß Jesus sein guter Freund gewesen sei ‘seit seiner Kindheit’. Gerade Jesus ist das einleuchtende Beispiel eines Mannes, der etwas anderes predigte als die Religion seiner Väter. Aber die imitatio Christi scheint das geistige und seelische Opfer nicht einzuschließen, welches er am Anfang seiner Laufbahn bringen mußte und ohne welches er nie ein Erlöser geworden wäre.”
Folgend ein Satz aus dem 19. Jahrhundert, aus der ‘vor-Planck‘schen Ära’, ganz dem Hier zugeneigt, aber mit säkular-religiösem Anspruch: “Die imaginäre Welt eines Jenseits soll abgeschafft und das irdische, materielle Leben in einen spirituellen Zustand erhoben werden.” Dies sagt Heinrich Heine, und selbst beim frühen Marx hat die “selbsterzeugende Rolle des Menschen-in-der-Natur nicht nur soziale und anthropologische Implikationen, sondern auch ontische. Natürliche Entitäten sind (praktisch und kognitiv) Gegenstände menschlicher Sinnlichkeit, ein Umstand, der für sie konstitutiv ist.”(Yirmiyahu Yovel)
Dagegen sehen wir aktuell – statt einer Entwicklung solcher Ansätze nun unter Integration der neuen Naturwissenschaften – eine Herabbrechung jedes (fälschlich als obsolet erachteten) Religiösen oder Idealistischen – dies ganz im linkshegelianisch-sozialistischen, dabei nun strikt materialistischen Denken. Nun geht es ausschließlich um die Objektivierung und dabei Entspiritualisierung der Welt (als Agenda). Der Gedanke an Immanenz verfolgt dabei bewußt keinerlei Telos außer einer diffusen Ethik der Gleichheit, der Verbesserung (äußerer Umstände) ohne jede Rücksicht auf alle – gleichwohl abgeleugnete – Apriorie und Disposition.
Materie (im Sinne eines Wissenschaftsbildes des 19.Jahrhunderts) wird zum Objekt(iven), das uns gegenübertritt und die Welt selbst ausmacht, außer der nichts wirkt und die in sich keine ontischen Ressourcen mehr kennt. Der tiefe, weltkonstitutive Impetus – da unentrinnbar angelegt – bleibt dennoch weiterhin wirksam. Wegen der fehlenden Dimensionalität für das Vorhaben kommt es zu einem Immanenzüberschuß im Hier (wörtlich der Zeit-und Raumachsen), was Nicht-Einlösbarkeit, somit Überdehnung, Überforderung und Unerfüllbarkeit, schließlich Niedergang in allen Belangen bedeutet.