Schopenhauer, Panpsychismus

Arthur Schopenhauer: “Buddha und Ich lehren im Wesentlichen das Selbe”. Als wie pessimistisch ist somit Schopenhauers gerne beschworener Nihilsmus eigentlich einzuordnen?
Eine wenig pessimistische Färbung finde ich in einem Schopenhauer- Satz, den Tolstoi in seinem Spätwerk “Für alle Tage” zitiert:
Das gute Gewissen, die Befriedigung, welche wir nach jeder uneigennützigen Tat verspüren, entspringt daraus, dass solche Tat, wie sie hervorgeht aus dem Unmittelbaren Wiedererkennen unseres eigenen Wesens an sich auch in der fremden Erscheinung, uns auch wiederum die Beglaubigung dieser Erkenntnis gibt, der Erkenntnis, dass unser wahres selbst nicht bloß in der eigenen Person, dieser einzelnen Erscheinung, da ist, sondern in allem, was lebt. Dadurch fühlt sich das Herz erweitert, wie durch den Egoismus zusammengezogen. Denn wie dieser unsern Anteil konzentriert auf die einzelne Erscheinung des eigenen Individui, wobei die Erkenntnis uns stehts die zahllosen Gefahren, welche fortwährend diese Erscheinung bedrohen, vorhält, wodurch Ängstlichkeit und Sorge der Grundton unserer Stimmung wird; so verbreitet die Erkenntnis, dass alles Lebende ebenso wohl unser eigenes Wesen an sich ist wie die eigene Person, unsern Anteil auf alles Lebende: Hierdurch wird das Herz erweitert. Durch den also verminderten Anteil am eigenen Selbst wird die ängstliche Sorge für dasselbe in ihrer Wurzel angegriffen und beschränkt: daher die ruhige und zuversichtliche Heiterkeit, welche tugendhafte Gesinnung und gutes Gewissen gibt, und das deutlichere Hervortreten derselben bei jeder guten Tat, indem diese den Grund jener Stimmung uns selber beglaubigt. Der Egoist fühlt sich von fremden und feindlichen Erscheinungen umgeben, und alle seine Hoffnung ruht auf dem eigenen Wohl. Der Gute lebt in einer Welt befreundeter Erscheinungen: Das Wohl einer jeden derselben ist sein eigenes.”

Der vorsokratische Denker Empedokles liefert eine drastischere Veranschaulichung einer panpsychistischen Grundhaltung, unterstützt zudem vom Konzept der Seelenwanderung -auch Schopenhauer befürwortet den Gedanken der Reinkarnation – Tolstoi indes war Veganer):
Denn es gibt nur einen einzigen Lebenshauch, der die ganze Welt wie eine Seele durchdringt und uns auch mit den vernunftlosen Tieren vereint. Wir tun daher unrecht und handeln gottlos, wenn wir sie töten und uns von ihrem Fleisch nähren, da wir dann unsere Verwandten morden.” Seine Brandmarkung seiner Landsleute: ” Wollt ihr nicht endlich Einhalt gebieten dem scheußlichen Morden? Fühlt ihr nicht, daß ihr einander zerfleischt im finsteren Wahne?” “Da schlachtet der Vater in Verblendung den lieben Sohn, der seine Gestalt gewandelt hat, und spricht dabei noch ein Gebet! Die Knechte aber zögern, den sie Anflehenden zu opfern. Der aber hört nicht auf sein Wimmern, schlachtet ihn und bereitet in seinem Hause ein gräßliches Mal. So ergreift der Sohn den Vater und die Tochter die Mutter, rauben ihnen das Leben und verschlingen das Fleisch der Verwandten!