Die Erlangung des Monopols über den Anspruch auf Religiösität (via Glauben) ist für eine theistische Offenbarungsreligion schlicht überlebensnotwenig. Dieser Anspruch scheitert dabei schon am benachbarten System, das eben das selbe für sich proklamiert, und alle stehen dabei vor dem gleichen Problem: Nur eines der -auschließlichen und auschließenden – Systeme kann im Recht sein, die anderen müssen irren-wie aber soll jenes das plausibel -plausibler als die vermeintlich Irrenden – begründen, wo jede ihrer angeblich geoffenbarten “Wahrheiten” nur selbstsevident, in zirkelschließerischer Logik gerechtfertigt werden können?
Dabei ist es sinnlos, Glauben und Vernunft zu spalten oder ihre Relation zueinander kontrovers zu diskutieren, da “Vernunft” natürlich nicht außerhalb eines höchsten oder letzten Prinzips bestehen kann, das vielmehr nichts anderes als die Vollendung eben jeder Vernunft darstellen muß. Darauf hat Kant ja bereits deutlich hingewiesen, indem er sagte, daß eine Religion, die der Vernunft bedenkenlos den Kampf erklärt habe, auf Dauer keinen Bestand haben könne. Die scholastischen Gottesbeweise, die die notwendigen Gründe für die Wahrheit des christlichen Glaubens aufzeigen, also eine spirituelle Theologie durch eine rationale Theologie ergänzen wollten, gehören allerdigs noch nicht dieser Kategorie an, da sie der Vernunft jenseits des Bibelkanons kein Recht zugestehen können und somit in Wahrheit der Vernunft einen echten Bärendienst erwiesen haben.