Quanten, Abgriff, Penrose

Brian Clegg: “In den Neunzigerjahren deuteten der Physiker Roger Penrose und der Mediziner Stuart Hameroff an, daß Quanteneffekte vermutlich eine Rolle in der Biologie spielen. Das menschliche Bewußtsein entstünde aus Superpositionen der Quantenzustände von Proteinfasern in Neuronen. Ein Kollaps der Wellenfunktion in diesen Zuständen würde im Gehirn eine Art Quantenberechnung ermöglichen, die Antworten auf Fragen offenbart, die mit den Regeln der formalen Logik nicht nachvollziehbar sind. ”
Eine nahezu äquivalente Aussage hierzu findet sich offensichtlich in den “Lehren des Don Juan”, nachdem “Welt” durch Wahrnehmung gemäß eines Abgriffes  im Gehirn konstitiuert ist. Der Schamane bezeichnet die genaue Stelle der Determinierung des “Kollapses der Wellenfunktion” als “Montagepunkt” – der Punkt eben, wo die Wahrnehmung stattfindet. Der gesamte Energiefluß (“des Meeres des Bewußtseins…” -in der Sprache der Quantenphysik also der Superposition-) “…wird an diesem Punkt in Sinnesdaten verwandelt und diese Daten werden dann als die uns umgebende Welt interpretiert” ( C.Castaneda). Die Superposition als solche repräsentiert in ihrer Nicht- Reduktion die eigentliche bzw. höhere Ebene der Wirklichkeit, nur durch den gehirnlichen Abgriff kann sie in (subjektive) existente “Welt” zusammenfallen und in Reduktion auf  der Sinnesebene zur Gewahrwerdung kommen. Die Position des Abgriffes ist dabei prinzipiell verschiebbar, je nach Abgriff wird  eine – intersubjektive- Möglichkeit von Welt begehbar, die in der Summe mit Platons (demiurgischer) Vielheit oder Plotins zweiter Hypostase zusammenfassbar wäre, hier handelt es sich um das  perzeptionelle Beziehen anderer, parallel existierender Welten aus der “Form – Anlage”  der  Superposition (und hier auch  liegt die ursprüngliche, die Physis und so den Abgriff verändernde Intention von Kontemplation, Yoga, Mantrik usw.). Dieser von der institutionalisierten Religion in Vergessenheit gedrängte Sachverhalt, der gleichzeitig aber ihre eigene Genese bedeutet, wird hingegen von Theosophen wie Jakob Böhme explizit und vergleichbar des Saitenmodell-Abgriffes aus der Stringtheorie beschrieben : “Also ist auch die Bezeichnung der Natur in ihrer Gestaltnis ein stumm Wesen. Sie ist wie ein zugericht Lautenspiel, auf welchem der Willen-Geist schlüget. Welche Saiten er trifft, die klinget nach ihrer Eigenschaft.”
Das Äqivalent des Abgriffes der Superposition in die vierdimensionale Ordnung ist die Schaffung des (Kunst-)Objektes. Der Künstler erschafft durch seine  Tätigkeit-diese ist  Erzwingung des Kollapses der unendlichen Option (“Option” als erste Explikation der unentschiedenen höheren Ordnung) – die Visualisierung eines unerkannt “Existenten”, so er Zugriff auf die Meta-Position gefunden hat.