Flüchtige Materie

“Man kann hoffen, daß im Rahmen quantenphysikalischer Methoden in der Hirnphysiologie, insbesondere mit der ‘Musik auf sechsdimensionalen Saiten’, also der Superstringtheorie, neue Einsichten in den Zusammenhang von Korrelaten des Materiellen und des Geistigen gewonnen werden. Dabei mögen Strukturen eine Rolle spielen, die menschliches Bewußtsein weit über den Hirnbereich hinausführen (wie es in den Außer-Körper-Erlebnissen berichtet wird), vielleicht sogar – im Augenblick des Todes – zu einem ‘unsichtbaren’ Kosmos, der den ‘sichtbaren’ umgibt..”
(Günter Ewald)
Zum Korrelat von Materie und Geist indes Plotin: “Die hiesigen Sinneswarnehmungen sind abgeschwächte geistige Erkenntnisse, und die dortigen geistigen Erkenntnisse sind klare Sinneswahrnehmungen.”

Nach Heisenberg (eigentlich nach Kant) wissen wir, daß Raum und Zeit schlicht nicht apriorischen Charakters sind. Die konstitutive Kraft für die aposteriorische Sicht kann dabei aber nicht im Sinnesorgan alleine verbleiben, denn dieses ist selbt schon Ergebnis raumzeitlicher Objektivierung. Insofern dienen die Organe also nicht der eigentlichen Hervorbringung, sondern lediglich der Perpetuierung der Anschauungsintention. Die Anschauung hingegen – von höherer Warte implementiert – schafft Abgriff zum Bild, es ist nichts festes, was so genannt werden kann, außer es wird dauerhaft ge-bildet, dann ist es lediglich in der Anschauung ‘fest’ zu nennen. Ein anderer Begriff für dieses Verbildlichte – oder vielmehr für das Medium, in dem Bildlichkeit wird – ist ‘Materie’, sie ist Transmitter zur Anschaulichkeit geistiger, formtreibender Stringenz und hat so einen katalytischen Charakter, indem sie die Bildlichkleit überhaupt erst in Gang bringt, und die Selektivität (der Wahrnehmung) in die vom Höheren intendierte Richtung in das Subjekt lenkt. In ihrer Art der Grundlegung als Apriorie ‘zur Welt’ ist sie der Vorstellung von der Monade als vor-materiellem Teilchen nah verwandt.

Zur Materie bei Plotin:
“An und für sich ist die Materie „nichts“, aristotelisch ausgedrückt reine Potenz, etwas nicht Verwirklichtes, nur als Möglichkeit Bestehendes. So gesehen ist die Materie als „Nichtseiendes“ dasjenige, was sich am stärksten von der geistigen Welt, dem Bereich der im eigentlichen Sinn seienden Dinge, unterscheidet. Damit ist sie das ontologisch Niedrigste und Unvollkommenste. Nichts kann dem Einen ferner stehen als sie. Wie das Eine ist sie bestimmungslos, aber aus entgegengesetztem Grund. Das Eine kann Bestimmungen nicht aufweisen, sondern nur spenden, die Materie kann sie ebenfalls an und für sich nicht besitzen, wohl aber aufnehmen. Die Materie, die den irdischen Dingen zugrunde liegt, kann das Empfangene allerdings nur zeitweilig behalten, sie vermischt sich nicht damit und es muss ihr früher oder später entgleiten. Daher sind die einzelnen irdischen Phänomene vergänglich, während die Materie als solche unwandelbar ist. Über die Materie kann wegen ihrer Bestimmungslosigkeit nur Negatives ausgesagt werden – das, was sie nicht ist. Eigenschaften weist sie nur dadurch auf, dass ihr von außen Formen verliehen werden. Weil sie selbst nicht auf eine bestimmte Art beschaffen ist, kann sie jede beliebige Form aufnehmen – anderenfalls wäre ihre eigene Beschaffenheit ein Hindernis. Zu den negativen Aussagen gehört, dass die Materie keine Begrenzung hat und dass sie absolut kraftlos ist und daher eine rein passive Rolle spielt.” (wikipedia)