Christliches Heil, Caritas und Meister Eckhart

Der Begriff der “Caritas” ist unauflösbar (als christl. Hauptmotiv) mit dem eigentlichen Ziel jedes Christen, dem Endzustand des jenseitigen Heils,   (Christliche Lehre = Heilslehre) verbunden.
H. Waldenfels:
Heil ” ist im christlichen Verständnis der zentrale Ausdruck für die den Menschen und der Welt von Gott gewirkte und angebotene Erfüllung…
Dem Tod gegenüber verheißt Heil ewiges Leben, der Schuld bzw. Sünde gegenüber Versöhnung mit Gott …
Das Heil Christi betrifft den Menschen und die Menscheit in ihrer absoluten Zukunft (Jenseits); die Hoffnung auf das absolute jenseitige Heil findet jedoch seine Bewährung bereits im Diesseits, in der Aktualisierung der Heilszeichen des Lebens Jesu im jeweiligen Hier und Heute. .. “
L.Hagemann„Jesus hat die Forderung zur radikalen Umkehr mit dem Glauben an die neue Heilsbotschaft verknüpft und als Entscheidung für oder gegen seine Person deklariert. Von der Stellung des Menschen zu ihm und zum Gebot der Gottes-und Nächstenliebe als der zentralen Aussage seiner Botschaft hängt das Urteil beim Gericht ab. Da diese Entscheidung schon jetzt gefordert ist, hebt auch die Gerichtsentscheidung schon jetzt an..Durch das kommende Endgericht wird jene Scheidung, die sich schon jetzt im Herzen des einzelnen Menschen durch seine Entscheidung für oder gegen Jesus Christus vollzieht, einst offenbar werden.”
Die (jesuanische) Ethik bildet das absolute Zentrum der christlichen Lehre. Erlösung erschließt sich aus Glauben und Werk, die sich gegenseitig bedingen und zur Ehre Gottes gereichen. Höchster Glaubesninhalt ist das Wort Gottes. Das Wort Gottes ist das biblische Jesuswort.
In diesem Kontext nun  die ethische Prämisse in der (abgesetzten) Lesart Meister Eckharts:
Wenn das Wort, der Sohn geboren wird ( in der Seele) so ist dieses innere Werk eine gewaltige Kraftquelle, die alle Schichtungen der Seelenkräfte durchstrahlt . Diese göttliche Kraft bricht nun mit Naturnotwendigkeit aus ins äußere Werk.
(Und diese Ansicht weicht stark vom christlichen Verständnis ab, denn dort ist Caritas nicht notwendige Tat aus innerer Verfassung, sondern von einem personalen Gott als äußere Instanz eingeforderte, aus Zweck und Demut verrichtete Handlung, die alleine durch diesen Imperativ und die  unterschiedene Qualität  dessen, der sie einfordert,   gerade die moralische Unzulänglichkeit und das vom moralischen Vermögen Abgeschiedene  des Menschen  betont. Abermals eine Korrelation von Eckhart zum Buddhismus bietet hier die buddhistische Definition von Barmherzigkeit, die genau den anderen, den “selbstermächtigten”  Umstand beschreibt: “Karuna (“Barmherzigkeit”) ist im Kern das Ergebnis meditativer Einsicht und Erlebens und folgt somit nicht einem imperativen „Du-Sollst“. (wikipedia)
Die Neigung zur Sünde ist für Eckehart ein unentbehrlicher Faktor menschlichen Daseins, dessen eigentlicher Sinn sich erst im siegreichen Kampf gegen das Schlechte und Gemeine erfüllt. An einem aber sind die Gerechten für jedermann ursprünglich zu erkennen: An ihrem Verhalten zum Nächsten, zur Gemeinschaft. Niemals entziehen sie sich der sozial-ethischen Tat.
Eckhart: „Wenn Du hundert Mark bei dir mehr liebst als bei einem anderen, so ist das unrecht, wenngleich es viele gelehrte Leute gibt, die das nicht begreifen.”Vollkommen ist vielmehr der Gerechte, der, wenn er von einem siechen Menschen hört, der eines Süppleins von ihm bedürfe, mitten aus seiner inneren Sammlung und Versunkenheit, und wäre sie so groß wie St. Pauls Verzückung, auffährt und hineilt, dem Bedürftigen helfend zu dienen. Gut und ein nützliches Glied ist nur das, was sich „gemeinet” und in dieser Sicht kann ein Einsiedler nicht „gut” genannt werden, weil er nicht „gemeine” und den Leuten nicht nütze ist (nach Quint).