Spirituelle Sieger

Der typische Anwurf gegen die Selbstbemächtigung des Menschen durch das Kirchendogma, das die Betonung ganz auf das Trennende, das Unverbindbare der weltlichen und göttlichen Seinsbereiche legt, stößt in gnostischen Systemen auf nicht mehr als Verwunderung. Im Jainismus wird der Erkennende, Selbsterlösende im Gegenteil als spiritueller Sieger bezeichnet. Dies, weil er über die wahren kosmischen Zusammenhänge weiß. Wie auch die antiken Gnostiker ist er auf der Höhe Zeit und Wissenschaft, dabei ohne Trennung von “Hiesigem” zu einer anders verorteten spirituellen Sphäre, auch existiert nicht die Einteilung in einen oberen (auf spiritueller Erkenntnis-) und unteren (auf wissenschaftl. Erkenntnis basierenden )Erkenntnisweg wie etwa bei den Kabbalisten:
“‘Jain’ bedeutet Anhänger, der Jinassprituelle, Sieger, Prophet mit Allwissen.Der Jain-Pfad:… ‘drei Juwelen’, rechte Erkenntnis, rechtes Wissen und rechte Lebensweise. Rechte Erkenntnis bedeutet das Verständnis von Jiva (Seele) und Ajiva( Materie, Raum, Zeit) und Prinzipien von Bewegung und Stillstand. Rechtes Wissen bedeutet ausfühhrliches Wissen über die Natur von Jiva, Ajiva, Karma und die Praxis der rechten Lebensweise auf der Basis rechter Erkenntnis.”
Wie in den grundlegenden hinduistischen Strömungen, so auch in der europäischen Antike: die Gemeinsamkeit liegt in der Teleologie einer Rückbesinnung zur Einheitlichkeit und Umfassung des ersten verursachenden Prinzips. Dagegen stellt sich die christliche Patristik, die sich plötzlich dem nahöstlichen Theismus verpflichtet und statt der Gottessuche den Glauben einführt. Somit das eigentliche Vermächtnis (und so auch das westliche Dilemma) durch die abrahamitischen Religionen: Sie enthalten den Menschen der “erkenntnistheoretischen Verantwortung“(John E. Mack) und verhindern somit fundamental die Menschheitsagenda eines spirituell/evolutionären Fortkommens – Und um in der Diktion des Jainismus zu bleiben: Wo es spirituelle Sieger gibt, können die spirituellen Verlierer nicht weit sein.