Aufnahme der Seele

Plotin: “Die Seele aber ist nach ihrem Wesen so kräftig denn sie hat keine bestimte Quantität -, daß sie den ganzen Körper erfassen kann mit einem jedesmal Identischen; wohin sich immer der Körper ausdehnen mag, sie ist schon dort. Und wäre der Körper überhaupt nicht, so hätte das nichts mit ihrer Größe zu schaffen; denn sie ist, die sie ist. Das All nämlich erstreckt sich soweit, wie die Seele reicht, seine Größe wird dadurch begrenzt, wieweit es im Größerwerden die Seele als seine Erhalterin zur Seite hat. Und so ist der Schatten so groß wie der gestaltende Begriff, der von der Seele ausgeht; dieser Begriff wieder ist von der Art, daß er so viel Größenausdehnung hervorbringt, als seine Form an Größe hervorbringen will.”

Das heißt nun, daß die Seele ihrem explikativen Selbstverständnis nach sich selber bildet und darstellt adäquat der Möglichkeit des Mediums, in dem sie (gebrochen) geschaut bzw. erfahren wird. Da die Seelenqualität des Ganzen im Einzelnen (potentiell) vorhanden ist, ist jener Einzelne auch in der Lage, seinen Seelenanteil zur ganzen Seele zu bilden. Diesem Bilden voraus geht ein Öffnen, eine alle Hemmnisse oder Verstellung und Pragmatik abstrahierende Bewegung der Person, die so gleichsam ein Gefäß bildet, die Seelenqualität aus ihrer Unerschöpflichkeit zu empfangen und aufzunehmen und hierbei selber über sich -man kann sagen in unendlicher oder unermesslicher Weise – hinauszuwachsen, um Weltseele, um Geist zu werden und zu sein, was man eigentlich ist.

Im Aschtavakragita heißt es:

‘Ich bin unendlich wie der Raum.
Wie ein Gefäß, das er innen und außen umgibt,
ist die stoffgebildete Welt: –
Das ist Erkenntnis.
Wer solches weiß, dem ist nicht Verzichten,
Nicht Ergreifen. Ist Verschmelzen.’