Gödel, Benn, Zeitbegriff

Aus einem Feature auf Deutschlandradio Kultur:
“Bittere Logik – Im Zeit-Zweifel vereint: Gottfried Benn und Kurt Gödel”
von Peter Zaun:
“Und Gödel erklomm dann den Gipfel seiner Logik, indem er folgerte, dass wir eine Welt haben können, in der es eine Zeit gibt – die immer nur durch den jeweiligen Aufenthaltsort des Uhrenablesers bestimmt wird, die Zeit, die wir natürlich auch intuitiv empfinden… oder wir entschieden uns für eine Welt, in der es eine Realität gibt, auf deren Form die Zeit keinen Einfluss hat. Aber beides zugleich lässt sich nicht gewinnen.

Also entschied sich Gödel für eine Welt ohne Zeit. Zeit gibt es nicht! ”

In diesem Kontext der Philosoph David Z. Albert in Spektrum der Wissenschaft: “Bedroht die Quantenverschränkung Einsteins Theorie?”:
“Falls wir (unter quantenmechanischen Wellenfunktinonen) physikalische Objekte verstehen wollen, müssen wir die Idee akzeptieren, daß die Weltgeschichte sich weder im dreidimensionalen Raum unserer Alltagserfahrung abspielt noch in der vierdimensionalen Raumzeit der Relativitätstheorie, sondern in diesem gigantischen, unanschaulichen Konfigurationsraum, aus dem irgendwie die Illusion des dreidimensionalen Alltagsraumes hervorgeht.”

Assoziativ: Die hinduistische “Maya”-Konzeption (nach Wikipedia:) “Insbesondere im Advaita Vedanta stellt Maya die Illusion des begrenzten, verblendeten Ich dar, das die Realität als nur psychisch und mental versteht und das wahre Selbst, Atman, das eins mit Brahman ist, nicht erkennt. Um Moksha (Erlösung) zu erreichen, muss Maya überwunden werden.
Nach Gaudapada (7. Jh.), dessen Denken einen buddhistischen Einfluss verrät, existieren tatsächlich nur Brahman und Atman, alle Vielheit oder Dualität ist ein Traum, eine durch Maya bedingte Scheinmanifestation des unveränderlichen, verharrenden Seins. Bei Shankara (8. Jh.) ist Maya ein unerklärlicher Faktor, weder seiend noch nicht-seiend, der die Beschränktheit unseres Wissens ausdrückt. Solange wir meinen, die Welt mit unserem Denken zu erkennen, erkennen wir Brahman (das Absolute) nicht, und wenn wir intuitiv Brahman schauen, existiert die Welt für uns nicht. Maya wird als Kraft des menschlichen Geistes gesehen, die Täuschungen hervorruft und mit Unwissen verbunden ist.
Ebenso wie die Erkenntnis des Seils als Seil die Illusion, es sei eine Schlange, zerstört, so wird Maya durch die unmittelbare Erfahrung des absoluten Brahman, des Einen ohne ein Zweites, zerstört. Maya besteht aus den drei Gunas (Eigenschaften), sie ist feinstofflich und jenseits aller Wahrnehmungen. Aus ihr entsteht das ganze Weltall. Sie ist der Kausalkörper des Atman (absoluter Wesenskern des Menschen). Nach Shankara haben die grobstofflichen und feinstofflichen Elemente ihre Ursache in Atman, sind jedoch von ihm verschieden. Die Maya ist so unwirklich wie eine Fata Morgana in der Wüste.”