Karma und Physiologie

Folgendes Zitat aus  einem Kommentar zum Tibetischen Totenbuch bietet eine Erklärung der Wirksamkeit von Karma, welches auf die subtile Energie- und Geist-Ebene im Körper zugreift. So wird eine Schnittstelle von Tat bzw. ihrer psychischen Implikation sowie von Haltung und somatischer Ebene vorausgesetzt, also auf  eine  psychosomatische  Auswirkung der  Implikation des Handelns – und so zuletzt auch auf eine Verknüpfung  von ethischer Prämisse und Physis auf die (subtilste) Ebene der Körperbiologie (die eine energetische ist)  hingewiesen:
G.Coleman:  “Im Kontext der Vollendungsphase  der Meditation wird die Bewegung der Lebensenergie durch die Energiekanäle des subtilen Körpers verfeinert. Im Falle von Individuen, die solche Praktiken nicht kultiviert haben, sind sowohl die Lebensenergie als auch der subtile Geist über die rechten und linken Energiekanäle verbreitet und durchdringen deshalb das gesamte Netzwerk der kleineren Kanäle des Körpers. Diese zerstreute Lebensenergie wird die Lebensenergie vergangener Taten genannt, weil sie von den untimmigen Geisteszuständen aktiviert ist (Grundlegende Unwissenheit, Anhaften, Abneigung, Stolz, Zweifel, leidvolle oder unstimmige Ansichten- untergeordnet: Zorn, Boshaftigkeit, Heuchelei, Wut, Neid, Geiz, Unehrlichkeit, Irreführung, Überheblichkeit, Mutwille, Unziemlichkeit, Unanständigkeit, Verschleierung, Erregung, Misstrauen, Faulheit, Achtlosigkeit, Vergesslichkeit, Abgelenktheit und Unaufmerksamkeit) und der Einfluss vergangener Taten vorherrscht, sodaß der innere Glanz des subtilen Geistes verdunkelt wird. Werden jedoch die Praktiken der Vollendungsphase der Meditation angewandt, dann werden die Knoten,  die ihre gemeinsame Bewegung durch die auf dem zentralen Energiekanal liegenden Energiezentren (Cakra) blockieren, aufgelöst, und sowohl die Lebensenergie als auch der subtile Geist treten in den zentralen Energiekanal des Körpers ein, verweilen dort und lösen sich dort auf. Dann entsteht der nichtbegriffliche Innere Glanz, der deshalb auch die Lebensenergie des Reinen Erkennens genannt wird. “

Für den Jainismus besteht ein sehr ähnliches Modell, das den gleichen Sachverhalt  etwas anders erläutert, statt der Energie und ihrer Zerstreuung geht es hier um die Akkumulation von (hinderlichen) Partikeln: “Jains sprechen in diesem Zusammenhang von feinstofflichen, nicht wahrnehmbaren ‘Karma-Partikeln“'(karma vargana) oder auch von ‘karmischer Materie’ (karma pudgala):
Ein zwischen der karmischen Materie und den Seelen herrschendes Spannungsverhältnis hält gemäß dieser Darstellung den Kreislauf der Wiedergeburten (samsara) in Gang. Unzählige Karmapartikel, die seit anfangsloser Zeit das Universum durchdringen, werden von den Seelen durch Handlungen angezogen, die sie aus Unwissenheit heraus begehen. Das Karma sammelt sich infolgedessen im Kausalkörper jeder einzelnen Seele an – einer feinstofflichen Hülle, die sie umschließt und in zwei weitere Hüllen mit graduell zunehmendem Dichtegrad eingebunden ist. “
(wikipedia)