Bohr’ sches Atommodell, Allegorie

Ein Wegbegleiter Werner Heisenbergs bringt in einem frühen Gespräch mit ihm zum Ausdruck . ” Ich wollte nur davor warnen, bei den Atomen so einfach von Erfahrung zu sprechen, denn es könnte immerhin sein, daß die Atome, die man ja gar nicht direkt beobachten kann, auch nicht einfach Dinge sind, sondern zu fundamentaleren Strukturen gehören, bei denen es keinen rechten Sinn mehr hätte, sie in Vorstellungen und Dinge auseinandertreten zu lassen.” (!) “Ich glaube man sollte beim Begriff ‘Form der Atome’ äußerst vorsichtig sein. Nur wenn man das Wort ‘Form’ sehr allgemein faßt, nicht nur räumlich, wenn es nicht viel anderes bedeutet als etwa das Wort ‘Struktur’, könnte ich mich mit dem Begriff halbwegs anfreunden.”
An dieser Stelle beschreibt Heisenberg dann in seinem biographischen Werk “Gespräche im Umfeld der Atomphysik”, wie er sich hierdurch an den Timaios des Plato erinnert fühlt. “…daß Atome wahrscheinlich keine Dinge sind, und nur so waren seine (Platos) weiteren Spekulationen über die Körper wenigstens halbwegs verständlich . Auch wenn die moderene Naturwissenschaft über die Formen der Atome spricht, so kann das Wort Form hier nur in seiner allgemeinsten Bedeutung verstanden werden, als Struktur in Raum und Zeit, als Symmetrie-Eigenschaft von Kräften …anschaulich würde man solche Strukturen wohl nie beschreiben können, schon weil sie gar nicht so eindeutig in die objektive Welt der Dinge gehören. “
In diesem Sinne ist auch das Bohr` sche Atommodell als Allegorie über die Stabilität der Materie zu begreifen. Es jedoch wörtlich zu nehmen- gewisserweise hat es sich wörtlich verstanden in das Bewußtsein der Menschen eingeprägt,  nämlich als das Äquivalent  eines Planetensystems im Kleinsten –  ist es nicht haltbar, denn auf dieser tiefen Ebene herrschen schließlich nicht mehr die Gesetze der klassischen Mechanik. Daher sagte Bohr selber zu Heisenberg: “So wörtlich habe ich das alles nie genommen, sondern für mich war der Ausgangspunkt die Stabilität der Materie, die ja vom Standpunkt der bisherigen Physik aus ein reines Wunder ist….Wegen der Stabilität der Materie kann die Newton’sche Physik im Inneren des Atoms nicht richtig sein, sie kann bestenfalls gelegentlich einen Anhaltspunkt geben. Und daher wird es auch keine anschauliche Beschreibung der Struktur der Atome geben können, da eine solche -eben weil sie anschaulich sein sollte- sich der Begriffe der klassischen Physik bedienen müßte, die aber das Geschehen nicht mehr ergreifen. Sie verstehen, daß man mit einer solchen Theorie eigentlich etwas ganz Unmögliches versucht. Denn wir sollen etwas über die Struktur des Atoms aussagen, aber wir besitzen keine Sprache, mit der wir uns verständlich machen können.”