Wie in folgenden Zitaten ersichtlich, ist nach patristischem Verständnis die Weltzuwendung dem Göttlichen regelrecht konstitutiv und dabei als eine väterliche Hinwendung eines allmächtigen -und ultimativ gerechten-Agens zu verstehen. Diese Gottesvorstellung ist ganz antrophozentrisch und projektionistisch, sie begreift den Menschen nicht vom Transzendenten her, sie sieht ihn nicht als Explikation (s)einer (eigentlichen) geistigen Existenz, sie ist nicht “noussphärisch”, nicht geist-orientiert, sondern sie generiert ihre Ansichten ganz aus der Raumzeit. Und so erscheint Gott selbst, der -zwar entfernt, oder besser: entfremdet- einer ihm eigenen und ganz anderen Seinssphäre zugeordnet ist, dem Menschen doch wie die mächtigere Fortsetzung seiner selbst und ebenso seiner Vorstellungen – und wird so relativ entheiligt. Gott wird quasi zum Über-Menschen mit ebenso übermächtigen Handlungsspielräumen und Gemütslagen. So wird er schließlich zu dem, dem man (nun aber ins Monströse gesteigert) menschlich begegnet: Man fürchtet ihn – und man will ihn -was eigentlich eine Anmaßung ist- in die eigenen Kalkulation einbinden- so durch Formen der Devotion und durch Opfertum .
“Eine andere Gottesvorstellung ist nicht akzeptiert und …Zorn und Erbarmen bedingen sich gegenseitig und folgen beide mit logischer Notwendigkeit aus dem Gedanken göttlicher Weltzuwendung. Wer Gott diese Affekte abspricht, leugnet die Weltzuwendung Gottes und macht ihn zu einem deus otiosus, dem keine Anbetung zukommt. Ein Gott der keinen Zorn kennt, braucht keinen Kult – religio esse non potest ubi metus nullus est (Religion kann es nicht geben, wo es keine Furcht gibt.”
( Laktanz)
“Zorn, Liebe und Erbarmen sind Attribute des göttlichen Richteramts und für den Fortgang der Heilsgeschichte unabdingbar. Denn “hätte Gott sie nicht, dann geriete das Menschenleben in Verwirrung und der Zustand der Welt käme in solche Unordnung, daß die Gesetze verachtet und übergangen würden und allein die Frechheit herrschte, und daß letzten Endes sich niemand sicher fühlen könnte als allein der Stärkere. So würde, wie durch eine allgemeine Räuberbande, die ganze Erde verwüstet. Nun aber können die Bösen mit Strafe, die Guten mit Gnade und die Unglücklichen mit Hilfe rechnen.”
(Laktanz)