Tommaso Campanella

Der folgende Ansatz des Renaissancephilosophen Tommaso Campanella zeigt sich neuplatonisch und (gerade daher) noch für heute zukunftsweisend, liest sich dabei wie ein besserer “Gottesbeweis”. Durch Materialismus /Atomismus verdrängt -und durch die Kirchen-Ontologie zur Kümmerlichkeit verschnitten – ist dies eine Ansicht über höhere Verortung und Teilhabe, die -da heute mit physikalischem Wissen naturphilosophisch flankierbar-  nicht mehr so einfach dem  üblichen Verdacht auszuzsetzen wäre, nur  Spekulatives, Erhofftes, Projeziertes  zu expliziren. Und dieser unser Vorteil   gegenüber Campanellas Zeit steht aber aktuell noch immer unter einem hartnäckigen Bann.
“Der Mensch erschöpft nicht seine gesamten Kapazitäten innerhalb der natürlichen Welt, sondern kann ‘höchste Wirkungen über die Elemente hinaus erkennen, erstreben, lieben und vollbringen’; daher ist er nicht von den Elementen hervorgebracht und hängt nicht von ihnen ab, sondern von einer weit hervorragenderen Ursache, die wir Gott nennen. Seine Fähigkeit, sich in Denken und Wollen bis ins Unendliche auszustrecken, beweist, daß er nicht bloß Sohn des Himmels und der Erde ist, sondern vielmehr von einer unendlichen Ursache stammt: Ein solcher Ausgriff ist nicht leere Einbildung, wie Aristoteles meint, sondern dieses Fortschreiten von Ähnlichem zu Ähnlichem ohne Ende ist Tätigkeit einer Fähigkeit, die an der Unendlichkeit teilhat.’ Die Verbindung des Menschen mit einer übernatürlichen Welt belegt: seine Fähigkeit, die Natur und die unmittelbaren Grenzen natürlicher Selbsterhaltung zu überschreiten (der philosophische und religiöse Mensch kann die leiblichen Güter, Ehrungen und Vergnügen verachten, um sich höheren Gütern und Zielen zuwenden); seine erwiesene Fähigkeit, höhere Formen von Prophetie und Extase zu erreichen, die sich nicht auf natürliche, physiologisch oder medizinisch erklärbare Fakten zurückführen lassen, seine Willensfreiheit, die in der Fähigkeit besteht, äußeren Zwängen zu widerstehen, die Gegenstände seiner Wahl – die in der Regel Mischungen von Gut und Übel sind -zu werten und abzuwägen sowie das größte Gut zu wählen, auch wenn es nicht mit einem unmittelbaren Nutzen oder Vorteil verbunden ist.”