Bastion des Bewußtseins

Carlos Castaneda: “Das Durchbrechen der Wahrnehmungsbarriere, sagte er, sei der Gipfelpunkt dessen, was die Seher täten. Von dem Augenblick an, da die Barriere durchbrochen sei, gewinne der Mensch und sein Schicksal eine ander Bedeutung für den Krieger. Wegen der transzendentalen Bedeutung des Durchbrechens dieser Barriere diene der Akt des Durchbrechens den Sehern als abschließende Prüfung. Die Probe bestehe darin, im Zustand normaler Bewußtheit von einem Berggipfel in einen Abgrund zu springen. Gelinge es dem in den Abgrund springenden Krieger nicht, die alltägliche Welt auszulöschen und eine andere zusammenzusetzen, bevor er am Grunde aufschlage, so finde er den Tod.
‘Was du also tun wirst, ist, diese Welt verschwinden zu lassen’, fuhr er fort. ‘Aber du wirst doch irgendwie du selbst bleiben. Dies ist die letzte Bastion des Bewußtseins, auf die der Seher sich verläßt. Er weiß, daß er, nachdem er an der Bewußtheit verbrannt ist, irgendwie das Gefühl behalten wird, er selbst zu sein.’ “

Auch hier sei Schopenhauer zitiert: “Aus meinem Anfangssatz ‘Die Welt ist meine Vorstellung’ folgt zunächst: ‘Erst bin ich und dann die Welt.’ Dies sollte man wohl festhalten als Antidoton gegen Verwechselung des Todes mit Vernichtung. “

Das Bewußtsein ist die eigentliche Qualität und Essenz des Ich – als höheres Ich – , also einer Disposition vor der Emanation, die zur Bildung (sic!) der Dinge drängt. Wir wissen aus zahllosen Nahtoderfahrungen, daß die Perzeption oder Mechanik zur Konstruktion der Welt in Angesicht des Todes ‘kollabiert’ und daß das Bewußtsein in eine höhere Sichtweise gestellt ist, von wo es Inkarnation(en) überblicken kann und ganz andere Welten-Stufen wahrzunehmen in die Lage versetzt ist. Nach der obigen Diktion kommt es also zu einer Verlagerung des Abgriffs zu einer viel höheren Veranlagung, die unsere alltägliche Welt auf das äußerste relativiert und jene Ansichten untermauert, die Weltsein gemeinhin als Illusion oder zumindest Abglanz tieferer (noussphärischer) Anlagen bezeichnen, in deren Kontext das Eigentliche wie das eigentliche Ich viel wahrhafter residieren als hier.