Bahnungen

C.G. Jung: “Die präexistenten Bahnungen sind harte Tatsachen, so unleugbar wie die historische Tatsache, daß der Mensch aus seiner ursprünglichen Wohngrube eine Stadt gebaut hat. Diese Entwicklung war natürlich nur möglich durch Gemeinschaftsbildung, und diese letztere war nur möglich durch Triebbeschränkung. Die Triebbeschränkung durch geistige Prozesse setzt sich beim einzelnen mit der selben Macht und dem selben Erfolg durch wie in der Völkergeschichte. Die Triebbeschränkung ist ein normativer, oder genauer gesagt, ein nomothetischer (Gesetze schaffender) Prozeß, dessen Gewalt aus der unbewußten Tatsache der vererbten Bahnungen stammt. Der Geist, als das wirksame Prinzip der Erbmasse, bestehend aus der Summe der Ahnengeister, der unsichtbaren Väter, deren Autorität mit dem Kinde geboren wird.”

Dies nun spricht dem Individuum entscheidend Gewicht zu und setzt in es zugleich ein höchstes Maß an Verantwortung. Denn dies Vermächtnis meint ja für die neue Biographie eine viel weiter angelegte Ausgangsposition, die durch ihre prinzipielle Unbegrenztheit auch ein Weitergehen im Spirituellen intendieren muß. Nach einem Wort von Angelus Silesius: Von einem Licht zum Nächsten soll man voranschreiten. Im Lebenspraktischen heißt dies auch: Die Summe all dessen, was bisher war, soll als zweckmäßige Kumulation zum Jetzt und Hier betrachtet sein, und dieser ist dabei ein progressiver Charakter zuzusprechen, es geht bei Allem um eine Weiterführung zu einem großen hochliegenden Ziel. Kultur- und Gemeinschaftsbildung sind hierin kein Zufall und kein Akt der Willkür wie heute vermutet, intendiert oder (im Versuch) gar exerziert. Sie sind vielmehr -wie C.G. Jung es wußte- Summen vorbiographischer Entwicklung, Erbmasse aus dem Geist von ihrerseits nicht zufälligen Generationen und Kausalitäten. Sie sind demnach Vermächtnis und Auftrag. Die Verletzung dieses Prinzipes hingegen führt zu Friktion, Verwerfung, Rückschritt und Niedergang. Sie sind Signa geistloser, geistableugnender Zeit. Aus dem Hinduistischen kennen wir diese allgemeine Verfassung als Kali Yuga: “Kali Yuga – wörtlich ‘Zeitalter des Kali’, ‘Zeitalter des Streites“’ ist die Bezeichnung für das letzte von vier Zeitaltern, den Yugas in der hinduistischen Kosmologie. Es gilt als das Zeitalter des Verfalls und Verderbens.”
“Gemäß der Überlieferung degeneriert das Zeitalter nach dem Erscheinen eines lehrenden Buddhas schrittweise. Nach einem als golden, silbern und kupfern bezeichneten Zeitalter befinden wir uns heute im sogenannten ‘eisernen Zeitalter’, in der die äußere Welt als auch die geistige Verfassung der Wesen sehr stark von den drei Wurzel-Geistesgiften Hass, Gier und Verwirrung betroffen sind.” (Wikipedia)