Arthur Schopenhauer: “Und dieser Welt, diesem Tummelplatz gequälter und geängstigter Wesen, welche nur dadurch bestehen, daß eines das andere verzehrt, wo daher jedes reißende Tier das lebendige Grab tausend anderer und seine Selbsterhaltung eine Kette von Martertoden ist, wo sodann mit der Erkenntnis die Fähigkeit, Schmerz zu empfinden, wächst, welche daher im Menschen ihren höchsten Grad erreicht, und einen um so höheren, je intelligenter er ist – dieser Welt hat man das System des Optimismus anpassen und sie uns als die beste unter den möglichen andemonstrieren wollen. Die Absurdität ist schreiend.”
Im Sinne des Wortes: “Bestmöglich” aber ist diese Welt nur der Notwendigkeit nach, daß sie Reflektion unseres Bewußtseinsstandes und so Bild unserer eigenen geistigen Evolution oder Progression dargibt. Sie ist somit die bestmögliche Hervorbringung des Menschen. Somit ist die Welt in toto wesenhaft aktual nur zu ihrem Status Quo befähigt und liegt so unterhalb etwaiger subjektiver Erwartung, und man könnte dabei schon darüber positiv gestimmt sein, wenn sie sich nicht ihrer ganzen Möglichkeit zum Negativen (des menschlichen negativen Potentials) entfaltet. Also nicht wie bei Leibniz ein Gott hat die Welt eingerichtet – dies wäre in der Tat angesichts ihrer Defizienzen absurd – sondern sie ist eben Widerhall unseres eigenen schwachen und unentschiedenen Seins, eines Geistseins, das sich nicht mehr als Geist erblicken mag – und so ist die Welt dabei im moralischen Sinne ebenso wie auch auf ihre Physik bezogen absolut hinfällig. Der Schmerz aber, der hierüber qua Geburt zum innersten Repertoire des Menschen gehörend sich auf mannigfaltigste Weise regen mag, ist zugleich Indiz über seine Möglichkeit oder Befähigung zur Selbst- oder Weltüberwindung. Er meint einen Aufschrei der Seelen-Potenz gegen alle hiesige Erbärmlichkeit und einen Aufruf zur hohen Verortung, die uns vom Hier aus so fern und verloren erscheint. Die ‘Bestmöglichkeit’ der Welt aber steht und fällt mit unserem Willen zum Geist.
Angelus Silesius sagt sehr passend: “Gott läßt dich jede Zeit gar gern in’n Himmel ein; Es stehet nur bei dir, ob du willst selig sein.”