Zur Ausbreitung des Christentums ab der konstantinischen Wende und der Kanonisierung der Schrift und des Dogmas muß angemerkt werden, daß diese -entgegen einiger anderslautender Vorurteile- keineswegs auf der Freiwilligkeit zum Christentum oder auf einer damaligen Anziehungskraft der Lehre-zumindest nicht in dem Sinne, wie diese sich uns heute darstellt- beruhte.
Elaine Pagels:
“Konstantin erließ eine …Verfügung, mit der er klarstellte, ‘daß der Genuß der hinsichtlich der Religionen gewährten Privilegien ausschließlich Personen vorbehalten bleiben muß, welche die katholische Observanz ausüben. Es ist ferner unser Wille, daß Häretiker und Schismatiker nicht nur von diesen Privilegien ausgeschlossen bleiben, sondern überdies durch mancherlei Zwangsabgaben gezügelt und belastet werden. `
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Außerdem dekretierte Kosntantin, ‘daß jeder Jude, der einen Übertritt vom Judentum zum Christentum gewaltsam zu verhindern suche, bei lebendigem Leib zu verbrennen sei.’
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Von den Bischöfen abgesegnet und von Konstantin selbst gebilligt, wurde das Nicänische Glaubensbekenntnis dann zur offiziellen Lehrnorm,…Ein Jahr, bevor sich die Bischöfe in Nicäa versammelten, hatte Konstantin versucht, allen “häretischen Sekten” -die zusammen schätzungsweise die Hälfte aller Christen im Römischen Reich zu ihren Mitgliedern zählten – auf dem Wege der Gesetzgebung ein Ende zu machen. Der Kaiser verhängte über “Häretiker und Schismatiker” ein Versammlungsverbot, das selbst für Zusammenkünfte in Privathäusern galt, und erteilte ihnen die Auflage, ihre Kirchenbauten und was sie sonst an Immobilien besaßen, der katholischen Kirche zu übereignen.”
Nach deren Ausschluß war keineswegs eine Einigung über die offizielle Lehre erreicht, sondern man kam lediglich zu einem Dekretieren, dessen Sinn gänzlich darin lag, auch wenn man -aus Gründen- behauptet, die nicänischen und die darauffolgenden Konziliarsbeschlüsse seien göttlich inspiriert, dem römischen imperialen Hegemonialgedanken zu entsprechen, und so erfolgreich dieser auch war und so sehr auch mit Konstantin zur Konsolidierung des prekären Reiches und der Befriedung vor allem der Goten führte, so offenbar attraktiv er auf Anhänger der Reichsidee aller Epochen gewirkt haben mag, hinterläßt und etabliert er einen religiösen Torso , wegen der Verkürzungen der ursächlichen Lehre, weil die Hauptaussage der Lehre -nämlich der ontologische Kern, der den gnostischen Schulen ganz selbstverständlich als urreligiöses Motiv bekannt war, nun fehlte, so daß dieser nur noch in Spuren für den Eingeweihten aus den offiziellen Schriften herauszulesen ist -um sogleich bei richtiger Lesart die offizielle Lehre zu transzendieren und somit als obsoleten Irrweg zu erklären.