Schopenhauer, Ankleidung Gottes

Schopenhauer: “Man hat Gott nach und nach, besonders in der scholastischen Periode und später, angekleidet mit allerhand Qualitäten die Aufklärung aber hat genötigt, ihn wieder auszukleiden, ein Stück nach dem anderen, und man zöge ihn gern ganz aus, wenn nicht der Skrupel wäre, es möchte sich dann ergeben, daß bloß Kleider wären und nichts drin. Nun sind zwei unablegbare Gewänder, d.h. unzertrennliche Qualitäten Gottes Personalität und Kausalität: Die müssen immer im Begriff Gott vorkommen, sind die nothwendigsten Merkmale, sobald man sie wegnimmt kann mann wohl noch von Gott reden, ihn aber nicht mehr denken.
Ich aber sage : In dieser Zeitlichen, Sinnlichen, Verständlichen Welt giebt es wohl Persönlichkeit und Kausalität, ja sie sind sogar nothwendig.- Aber das bessre Bewußtseyn in mir erhebt mich in eine Welt wo es weder Persönlichkeit und Kausalität noch Subjekt und Objekt mehr gibt. Meine Hoffnung und mein Glaube ist das dieses bessre (übersinnliche außerzeitliche) Bewußtseyn mein einziges werden wird: darum hoffe ich, es ist kein Gott. -Will man aber den Ausdruck Gott symbolisch gebrauchen für jenes bessre Bewußtseyn selbst, oder für manches das man nicht zu sondern und zu benennen weiß; so mags seyn: doch dächte ich nicht unter Philosophen.”

Meister Eckhart, der wahrlich meisterliche Entkleider aller Hypostasen, der Meister der Negation der raumzeitlichen wie überraumzeitlichen Determinanten,der Leugner einer  Realität der Subjekt-Objekt Relationen (“Das Auge mit dem ich Gott sehe ist dasselbe Auge mit dem Gott mich sieht.”) brachte diesen Verhalt der Ankleidung Gottes  in einem einzigen Satz zum Ausdruck: “Willst du den Kern haben, so mußt du die Schale zerbrechen.”