Karl Ballmer, J.Kirchoff gegen den kirchlichen Materialismus

Das folgende Zitat von Karl Ballmer kann als Ergänzung zu Jochen Kirchoffs Aussage über das aristotelische, von der Patristik aufgenommene Verständnis vom Verhältnis des Göttlichen zur Welt gelesen werden: Kirchoff nimmt dabei  ebenfalls Bezug auf  Giordano Bruno  (nämlich in seinem Buch”Giordano Bruno”):
 “Aristoteles kann, was seine naturphilosophischen Grundüberzeugungen betrifft, als der klassische Philosoph des naiven Realismus angesehen werden: Er identifiziert die sinnliche Erfahrungswelt mit der Wirklichkeit und konstruiert auf dieser Grundlage in induktiver Weise, also stets vom unmittelbar wahrgenommenen einzelnen ausgehend, in Richtung auf zunehmende Allgemeinheit das Ganze… Das Mühen um sinnliche Evidenz ohne Rückbezug auf kosmische Ursächlichkeit nicht-sinnlicher Natur ist ein zutiefst mittelalterlich-scholastisches Prinzip.”
“Das geozentrische Bewußtsein zeigt sich etwa in dem Umstand, daß die Überzeugung von der gleichsam absoluten Realität der Sinneswelt… zur Doktrin weiter Kreise wurde…daran hat auch die revolutionäre Wandlung der modernen Physik seit Einstein, Planck, Bohr und Heisenberg nichts grundsätzlich geändert.”
Und in Absetzung zum Aristotelismus nun die platonische Sicht (der Physik):
“In der Sichtweise Keplers und Galileis wird die abstrakte Struktur der Mathematik zum Wesen der Natur erklärt, zum objektiven Geist, welcher als bestimmendes Prinzip der bunten Fülle der Erscheinungen zugrunde liegt…das mathematisch formulierte Naturgesetz wurde zum Abbild der platonischen Ideen. Und in diesem Sinne sind Heisenberg und Weizsäcker genauso als Platoniker zu bezeichnen wie Galilei und Kepler.”)
(Petrinisches) Christentum  und Materialismus ergänzen und bedingen sich dabei naturgemäß gegenseitig. Daher auch die ungeheure Tragweite oder Sprengkraft  für die Kirche in einem Satz wie folgendem – und zugleich die Begründung der Notwendigkeit ihres Ressentiments:  R. Millikan 1932 : „…der dogmatische Materialismus in der Physik ist tot.”
Nun Karl Ballmer:
” Der Abschied von der armen Seele der abendländischen Religion fällt schwer. Die arme Seele kommt als Selbstbeweger nicht in Betracht -schon aus Respekt vor dem Materialismus, der sich jedenfalls überflüssige Illusionen zu verbieten weiß. Es ist unbescheiden von Seiten derer, die den Liebhaber der Weltseele Giordano Bruno verbrannten, uns noch immer die aristoteleskatholische ‘forma corporis’ anzubieten, die in Meier, Müller und Huber eine mit Gott nicht identische ‘Substanz’ sein soll. Theosophisch ist die forma corporis ein Gott und als dieser die Form der Welt.”
Und Karl Ballmer in der Konsequenz seiner theosophisch idealistischen Denkart: “Cogito sum, ergo cogitatus sum! Ich bin im Denken, ergo bin ich gedacht, oder ohne Anklang an Descartes: ‘Ich’ bin gedacht, daher: ‘ich bin’ im Denken.
Mein Satz in meinem Beitrag “Subjektives Sein” soll den selben Sachverhalt verdeutlichen. Im Denken erfährt sich der Mensch als Teil einer denkenden Bewegung, die über ihm selbst positioniert ist: “Somit gilt nicht: Ich denke, also bin ich, sondern es gilt: In mir ereignet sich Reflektion, also bin ich (in meinem subjektiven Wahrnehmen meines Ich) Aspekt einer-  von transzendierter Warte als desintegriert zu bezeichnenden – wahrnehmenden (höheren) Entität bzw. Identität.”