C.G.Jung, das Selbst

C.G.Jung: “Die Illusion bezüglich der Natur des Selbst ist die übliche Verwechslung von Ich und Selbst. Nukariya versteht unter ‘Selbst’ den Allbuddha, d.h. eine Bewußtseinstotalität des Lebens schlechthin. Er zitiert Pan Shan, welcher sagte: ‘Der Mond des Geistes (mind) schließt das ganze Universum ein in seinem Lichte’ und fügt hinzu: ‘Es ist kosmisches Leben und kosmischer Geist (spirit) und zugleich individuelles Leben und individueller Geist’.”
Vergleichend Kremer über Plotin: “Der Seele ist die Rückkehr zu ihrem Ursprung natürlich möglich. Sie kann daher Geist werden. Dabei wird zugleich deutlich, daß die Geistwerdung der Seele nicht die Auslöschung ihrer Individualität bedeutet, genausowenig wie die Einigung der Seele mit dem Einen in der mystischen Schau nicht die Annihilierung der Seele impliziert.”
Aber hier ist ein Seelenbegriff zugrunde gelegt, der den unseren, normal gebräuchlichen ins Unvorstellbare übersteigt! Dieser impliziert die Individuation auf einer Ebene der  Umschließung  des höheren Ich zu seiner Transpersonalität (die C.G: Jung das Selbst nennt), was prinzipiell die Entsprechung der plotinischen Weltseele meint.
C. G. Jung: “Wie immer man das Selbst definieren mag, so ist es etwas anderes als das Ich, und insofern eine höhere Einsicht vom Ich überleitet zum Selbst, so ist letzteres ein Umfänglicheres, welches die Erfahrung des Ich in sich schließt und dieses daher überragt. Gleich wie das Ich eine gewisse Erfahrung meiner Selbst ist, so ist das Selbst eine Erfahrung meines Ich, welche aber nicht mehr in der Form eines erweiterten oder höheren Ich, sondern in Form eines Nicht-Ich erlebt wird.” 
Und nun über die eidetische Spähre, deren unterer Aspekt eigentlich die Weltseele ist, noch hinaus:  “Damit ist über den ‘Inhalt der Erleuchtung’ schon Erhebliches ausgesagt. Der Vorgang des Satori ist gedeutet und formuliert als ein Durchbruch eines in der Ichform beschränkten Bewußtseins in die Form des nicht-ichhaften Selbst. Diese Auffassung entspricht dem Wesen des Zen, aber auch der Mystik des Meister Eckhart.”  Hier muß man anfügen, daß  Eckart ganz den Schwerpunkt auf die Überwindung  jeder  eidetischen ‘Inkorporation’ und Möglichkeit  legt und ganz auf den Aspekt der Einsheit abzielt, wo “Engel und Insekten gleich sind”.  Die plotinische unio exstatica trifft zuletzt die selbe Aussage, wertet aber den Nous nie ab, da sie in ihm die Wirkmacht der höchsten Bereiche zur Rück-Emanation erkennt und ihr eigene Berechtigung zuspricht, die im späten Neuplatonismus  in der Ausgestaltung eines differenzierten Ideenhimmels gar besonders  zur Entfaltung kommt.