Dionysius Areopagita

Dionysius Areopagita: “Noch hat uns jetzt, in Anpassung an unsere schwachen Kräfte, die Menschenfreundlichkeit der Heiligen Schrift und Überlieferung wie mit ehrfürchtigem Schleier das Geistige verhüllt mit Sinnlichem, das Überseiende mit Seiendem; sie hat das Gestalt-und Bildlose umkleidet mit Gestalt und Bild; sie hat das Überwesenhafte, Ungestaltige umgeben mit einer Fülle bunter Teilsymbole.”
In diesen Zeilen schwingt noch ganz das neuplatonische Erbe des frühen Christentums. Der Fehler des Katholizismus war, daß er meinte, die spirituellen Komponenten einer eigenen  (Pseudo-) Rationalität opfern zu müssen, auch um im Diskurs überhaupt gegen die antiken Schulen zu bestehen. Daß dieser Hybrid aus Religiösem und vermeintlich “positiv Theologischem” aber nur im Zuge einer römischen Staatsräson kolportierbar war, zeigte der weitere Verlauf der Kirchengeschichte. Jene Geschichte also, die Goethe einen “Mischmasch von Irrtum und Gewalt” nannte. Die (patristische/scholastische) Gewalt gegen die Vernunft indes fand ihre Auflösung durch die Spätscholastik selbst, und vor allem die Renaissance beendete den Spuk der “strohernen doctorculorum” (Thomas Müntzer). Geblieben ist ein Glaube ohne Spiritualität und ohne Vernunftmoment. Geblieben ist also genaugenommen- nichts.