Meister Eckhart sagt: “Wo sich das ‘kommend’ und ‘gekommen-ist’ in eins schließt, darin werden wir geboren und wiedergeschaffen; es wird wohl übermalt oder erneuert wie ein Siegel, das alt ist; das drückt man wieder ein und erneuert es. Ein heidnischer Meister sagt: Was ist, das macht keine Zeit alt; da ist ein seliges Leben in einem Immerdar, in dem keine Krümmung ist, wo nichts verdeckt ist, wo reines Sein ist.”
Und Angelus Silesius sagt: “Der Mensch soll nicht ein Mensch bleiben, man muß aufs Höchste kommen.
Bei Gotte werden nur die Götter angenommen.”
Kommt man zum existentiell gehobenen Sein, tritt die Zeitlichkeit ganz zurück. Man lebt selbst im Hier in den ewigen Dingen und Ansichten und weiß um den inneren Fortbestand der Seele. Dabei ist der Gedanke der Entwicklung zentral, denn bei dieser Seele ist ein einziges großes Vorwärts- und Fortkommen. Und hier vollzieht sich kein Akt der Gnade eines außerhalb, als transzendent benannten Agens: das Gnadentum der kirchlichen Dogmen ist im Wesen illusionär: zwar kann es zu Hilfestellungen kommen, die im Nousspährischen von höherer Entität ausführbar werden, nicht aber ist dies ein Handeln höchster transzendenter Identität, denn diese ist schon Summe der gnadenvollen Verwirklichung (von Allem) – und wie der Begriff ‘Identität’ schon bezeichnet – das allem eigene Selbige, das zu sich Selbst gekommen ist.
Daher in der Intention von Angelus Silesius auch passend ein Satz von Jesus im Apokryphon für die christliche Gnosis: “Wer die Auferstehung bereits zu Lebzeiten nicht erfährt, der hat nach seinem Tode nichts zu erwarten.” Gefordert wird ein Aufgehen bereits und immerfort im Hier und hierbei die Bewußtwerdung daüber, daß das eigene innere Wesen transpersonalen, überzeitlichen und überräumlichen Charakter aufweist. Wie aber kann diese Bestimmung aus der Perspektive des Ich avisiert werden? Eben durch Gewahrwerdung und Vergegenwärtigung aller Verhältnisse und Verortungen, durch Schaffung einer immanent-geistig bestimmten Gegenwart als Kontinuum, dessen Bezugspunkte eben jenseits aller weltlicher Bedingung angenommen werden.