Wissenschaft, Religion, Teilhard de Chardin

“Der Augenblick ist gekommen, sich endlich bewußt zu werden, daß jede Interpretation des Universums, sogar die positivistischste, um befriedigend zu sein, nicht nur die Außen-, sondern auch die Innenseite aller Dinge berücksichtigen muß, den Geist im gleichen Maße wie die Materie. Die wahre Physik ist jene, der es eines Tages gelingen wird, den Menschen in seiner Gesamtheit in ihre kohärente Darstellung der Welt zu integrieren.”
Teilhard de Chardin
Die Ansicht Chardins scheint indes eine uralte zu sein:
Thomasevangelium, [Logion 89]: “Weshalb wascht ihr die Außenseite des Bechers? Erkennt ihr nicht, daß der, der die Innenseite schuf, auch der ist, der die Außenseite schuf?”
Die Herausforderung besteht also andererseits auch  in der Bestimmung der “wahren Religion” und somit darin, Erklärungsansätze jenseits ihrer Kategorisierung als “religiös” -im Sinne von nicht-wissenschaftlich-  vielmehr als Versuch eines Mittlers, eines “Mitteilers” zu interpretieren,  eine Klärung über die Seinsverhältnisse vermittelt zu haben und dabei als zentrales Anliegen ursächlich aller  Erklärungssysteme den zentralen Begriff der Wiederherstellung  der (evolutorischen) Findung einer Ganzheit zu formulieren: Der Komplettierung nämlich der fragmentierten und verkürzten Bewußtheit über die Seinsverhältnisse durch die Klärung  der  Unbestimmtheit des Materiellen wie die im normalen Raumzeitlichen vage bleibende Anbindung des Materiellen und dessen Wesensart an das Über-Materielle.  Die ursächlich-religiöse (also schamanische) Haltung und Handlung  ist in diesem Kontext durchaus als die eigentliche Form einer  archaischen Wissenschaftlichkeit  bezeichenbar, da sie auf die Bestätigung durch eine “metaphysische Empirie” zurückgreifen kann. Die (kulturell bedingte) Institutionalisierung  der gewonnenen transzendenten Inhalte  zur personalisierten Form, die zur  Devotion geeignet -und bestimmt-  wurde,  wie gerade in den abrahamitischen Religionen sichtbar- hat aber diesen  Impetus zur  Teilhabe am Wissen  völlig unkenntlich gemacht, hat keinerlei Interesse mehr an der Seinsbestimmung, sondern hebt aufgrund dieses Bruches,  aufgrund dieser ontologischen Verweigerung  alleine noch auf das Ethische (als ursächlich zwangsläufige Direktive eines umfassenden Seins-Verständnisses)  ab ,  da nun “religiös ” nicht mehr Klärung meinen kann und so kein Raum mehr für   erkenntnisgeleitete und  erkenntniserweiternde -somit  transzendierende-  Inhalte zur Verfügung gestellt ist.