Empedokles, Abstieg der Seele

Plotin sagt: “…und wie ist einst meine Seele in den Leib geraten, die Seele die trotz dieses Aufenthaltes im Leibe mir ihr hohes Wesen eben noch, da sie für sich war, gezeigt hat? Heraklit…überläßt…uns bloßen Vermutungen… . Nicht anders Empedokles: Gesetz sei es, hat er gesagt, daß die fehlende Seele hinabstürze in diese Welt; er selbst sei ‘herabgekommen ‘, ein ‘aus der Götterwelt Verbannter’ da er ‘traute dem rasenden Streit’; und hat uns damit nicht mehr Klarheit gegeben als wohl Pythagoras und seine Nachfolger, die in dieser Frage wie in vielen andern doch nur dunkle Andeutungen gaben… ”

August Gladisch schreibt hierzu: “Empedokles lehrte, daß die Seele einst in seliger Gemeinschaft oder Einheit mit der Gottheit gelebt habe, aber durch Versündigung sei sie des Glückes verlustig geworden und in das irdische Dasein herabgefallen, wo sie nun durch alle Arten der sterblichen Leiber wandern müsse, bis sie endlich, durch diese Büssung geläutert, ihre Göttlichkeit zurückempfange und in das selige Leben mit der Gottheit zurückkehre.”

Empedokles:
“Also besteht ein Verhängnis, ein alter Beschluß von den Göttern,
Der für die Ewigkeit gilt, durch mächtige Eide besiegelt:
Wer mit Frevel im Sinn entweder die theueren Hände
Hat mit Blute befleckt, oder wer sich vergangen durch Meineid,
Von den Dämonen, sovielen verliehn langdauerndes Leben
Muss unzählige Jahr entfernt von den Seligen irren
Wo er von Zeit zu Zeit sich in allerlei Wesen verwandelt,
Die mühseligen Bahnen des irdischen Lebens vertauschend.
So leb’ ich auch jetzo verbannt von den Göttern, ein Flüchtling,
Dienend dem rasenden Zwist.”

Und  ein prägnanter  Ausspruch zur Seinsminderung:
“Also gelangten wir hier in die dunkele Grotte”
“Und ich weinet’ und schrie, da ich sah den unheimlichen Wohnsitz.”

Gladisch: “Nach Empedokles sind in dem Urwesen, dem Sphairos oder der Gottheit, die vier Elemente, die Urwurzeln und Bestandtheile aller Dinge, in völliger Unterschiedlosigkeit und EInheit beisammen kraft der in ihm waltenden Liebe, und die Weltschöpfung ist ihm nichts anderes als Entwicklung oder Trennung des Urwesens oder der Gottheit aus der Einheit in die Vielheit. Der Leib der Gottheit wurde zerissen.”