der Herr Oh Wort
traf uns am Tag und sprach von
jenem Ort der
hat uns bald
bestraft durch Geist
und wie ein Strom war
immerfort
ein Klang ein
Lied zur Not
zur rechten Zeit ein
Echolot der alten Taten
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Dieser Leib
dieser Leib hat
am Gewebe von den Wettern
Mut und
wenn vom All
und innerer Schau ein
Gut ein Fleisch
gebunden wird
wird bald geboren
aus der
Saat verwandt ist was
uns vorher schon
verband das Kind
Wie erhaben
wie erhaben
oder falsch die Frucht
der Tat war höchster Geist
im Stein der Welt
die Flammen
sollen gnädig sein
und in ihrer Art gefangen
mögen sehen
wie am morgen
von unserem Werk
ein reines Feld war jetzt schon
an der Zeit vergangen
Der Tod ein selig Ding
Seneca zu Epikurs ‘Gedenke des Todes’: “Der Sinn ist klar: es ist eine herrliche Sache, sterben zu lernen. Du hältst es vielleicht für überflüssig, das zu erlernende, dessen Anwendung sich auf einen einzigen Fall beschränkt. Eben das ist es, was es uns zur Pflicht macht, darauf zu denken. Immer muß man das erlernen, von dem wir durch keine Erfahrung erproben können, ob wir es auch wissen. ‘Gedenke des Todes!’ Wer so spricht, heißt uns der Freiheit eingedenk sein. Wer zu sterben gelernt hat, hat verlernt Sklave zu sein. Er ist über jede äußere Gewalt erhaben oder wenigstens außerhalb derselben. Was wollen gegen ihn Kerker und Gewahrsam und Riegel? Er hat freien Ausgang. Nur eine Kette gibt es, die ihn gefesselt hält, das ist die Liebe zum Leben. Wir wollen sie nicht von uns weisen, aber wir müssen ihren Druck mindern, damit, wenn die Entscheidung eintritt, uns nichts zurückhalte und hindere, bereit zu sein, das ohne Zögern zu tun, was einmal doch geschehen muß.”
Angelus Silesius sagt:
“Tod ist ein selig Ding: je kräftiger er ist, je herrlicher daraus das Leben wird erkiest.”
Die eigentliche Freiheit liegt im Leben, das nicht äußeren Bedingungen unterworfen ist, das überhaupt keine Objektivation eines Außen kennt sondern das schöpferisch psychisch ist aus einem selbst (Selbst), und dieses Sein liegt umso mehr außerhalb des raumzeitlichen Lebens, als es erst dort wahrhaft erfahren werden kann, wo die Körperperzeption keinen filternden, stoffbildenden Hinderungsgrund eben zur (geistigen) Freiheit (=geistigen Welt) mehr darstellt. In dieser Gewissheit der Bestimmung relativiert sich das hiesige Leben als eine Minderung und Hemmung – im weitaus besseren Falle wird es zur Vorbedingung oder Propädeutik zum Eigentlichen – als eigentliches Leben. Der Wert des hiesigen Daseins liegt nun eben darin, dies zu erkennen und das Leben eben so zu gestalten, daß es dem Wachstum des eigentlichen geistigen Wesens des Menschen dient (was lebenszeitlich zunehmende Gewahrwerdung meint), was mit anderen Worten eine Ertüchtigung über das Diesseits hinaus (schon im Leben) beschreibt. Und hierin liegt die größte Freiheit: Die eigene Unsterblichkeit zu vergegenwärtigen und im Herzen entsprechend zu sein, im Tiefen unabhängig und da schon ledig aller äußeren Bedingung.
Freiheit, Fichte, Tantra
Fichte sagt: “Ich hätte blind dem Zuge meiner geistigen Natur folgen können. Ich wollte nicht Natur, sondern mein eignes Werk sein; und ich bin es geworden dadurch, daß ich es wollte. Ich hätte durch unbegrenzte Klügelei die natürliche Ansicht meines Geistes zweifelhaft machen und verdunkeln können. Ich habe mich ihr mit Freiheit hingegeben, weil ich mich ihr hingeben wollte. Die Denkart, welche ich habe, habe ich mit Bedacht und Absicht aus Überlegung aus andern möglichen Denkarten ausgewählt, weil ich sie als einzige meiner Würde und Bestimmung angemessene erkannt habe. Ich habe mit Freiheit und Bewußtsein mich selbst in den Standpunkt zurückversetzt, auf welchem auch meine Natur mich verlassen hatte. Ich nehme dasselbe an, was auch sie aussagt; aber ich nehme es nicht an, weil ich muss, sondern ich glaube es, weil ich will.”
Freiheit ist Hingabe an einen Prozess der Bewegung, die der Geist seiner Natur nach zu nehmen hat. Dieser Imperativ heißt doch zugleich Freiheit, weil so die eigentliche Bestimmung -eben der Freiheit – zur Verwirklichung kommt. Die Freiheit zur gegenläufigen Bewegung ist nur eine vermeintliche, denn sie kann eben nicht in der Freiheit enden. Praktisch aber heißt dies Durchwirkung und Übersteigung, dem eigenen Wesen gemäß in der Welt und dabei in Ausrichtung zur wachsenden Welt (denn Welt selbst ist Schaffung der Seele). Seele indes soll sich selbst gewahr werden. Gerade in der tantrischen Philosophie werden beide Bereiche – Seele und Welt – ineinander betrachtet: Seele und Welt bedingen sich und mit der Änderung der Seele ändert sich ihr Außen (die Welt, individuell und kollektiv).
“Der Tantrismus ist eine Erkenntnislehre, die auf der Untrennbarkeit des Relativen und des Absoluten basiert. Der Tantrismus betont die Identität von absoluter und phänomenaler Welt. Das Ziel des Tantrismus ist die Einswerdung mit dem Absoluten und das Erkennen der höchsten Wirklichkeit. Da angenommen wird, dass diese Wirklichkeit energetischer Natur ist und Mikrokosmos und Makrokosmos verwoben sind, führt der Tantrismus äußere Handlungen als Spiegel innerpsychischer Zustände aus. Da Geist und Materie als nicht vollständig geschieden angesehen werden, ist der hinduistische Tantrismus diesseitsbejahend und benutzt psycho-experimentelle Techniken der Selbstverwirklichung und Erfahrung der Welt und des Lebens, deren Elemente als positive Dimensionen erfahren werden sollen, in denen sich das Absolute offenbart.”
Insofern liegt gerade in der Annahme der eigenen Bestimmung ein Impetus zur Erweiterung und Nicht-Ausschließlichkeit zur Weltkausalität als äußerer Entwicklung einer Sicht, die physikalisch, psychisch und moralisch zu konvergieren hat und so jenes erwirkt, was totale Gegenwärtigkeit erst ausmacht, nämlich echte Einheit.
Neigung der Seele
Fichte sagt: “Aber was ich selbst sein solle in dieser Harmonie der Geister, muss ich wissen, denn nur ich selbst kann mich dazu machen, und es wird mir unmittelbar offenbar durch eine Stimme, die aus jener Welt zu mir herübertönt. So stehe ich mit dem Einen, das da ist, in Verbindung und nehme Teil an seinem Sein. Es ist nichts wahrhaft Reelles, Dauerndes, Unvergängliches an mir als diese beiden Stücke: die Stimme meines Gewissens und mein freier Gehorsam. Durch die erste neigt die geistige Welt sich zu mir herab und umfasst mich als eins ihrer Glieder; durch den zweiten erhebe ich mich selbst in diese Welt, ergreife sie und wirke in ihr. Jener unendliche Wille aber ist der Vermittler zwischen ihr und mir – dies ist das einzige Wahre und Unvergängliche, nach welchem hin meine Seele aus ihrer innersten Tiefe sich bewegt; alles andere ist bloße Erscheinung und schwindet und kehrt in einem neuen Scheine zurück.”
Volkmann-Schluck – neuplatonisch – zur Seele: “Vielheit im Sinne der aus dem Ursprung hervorgegangenen Vielheit, produktive Wirksamkeit ihres Wesens: Lebendigkeit. Sie verdankt die Vielheit nicht einer Beihilfe von außen, durch die an ihr Unterschiede bewirkt würden, sondern der lebendigen Kraft des Sich selbst aus sich selbst Erwirkens, so daß sie das ganze und volle Sein der sich selbst explizierenden Wesensmannigfaltigkeit ist.”
Somit: Fichtes Herabneigen ist eben ein Neigen der Seele selbst aus höherer Warte (die zur Bezeichnung ‘Geist’ überleitet), sein Erheben indes meint, aus der Gefallenheit des Ich eben dieser eigentlichen Verortung zur Handlungsfähigkeit bewußt zu werden und diese unermessliche Kompetenz aktiv zu gestalten.
Entbildlichen
Meister Eckhart sagt: “Wenn immer nun die Seele mit dieser Kraft Bildhaftes schaut – ob sie nun eines Engels Bild oder ob sie ihr eigenes Bild schaut – , so ist dies an ihr etwas Unzulängliches. Selbst wenn sie Gott schaut, so, wie er Gott oder wie er Bildhaftes oder Dreiheit ist, so ist es an ihr etwas Unzulängliches. Wenn aber alle ‘Bilder’ der Seele abgeschieden werden und sie nur mehr das schlechthin einige Eine schaut, dann findet das reine Sein der Seele erleidend (= passiv) in sich selbst ruhend das reine, formenfreie Sein göttlicher Einheit, das ein überseiendes Sein ist. O, Wunder über Wunder, welch edles Erleiden ist es, wenn das Ein der Seele nichts anderes ertragen kann als einzig die reine Einheit Gottes!”
Assoziativ mit der Rede vom Bildlichen und der Entbildung zur Kunst: Es gibt eine affirmative Form der Darstellung, die das Diesseits zum Topos der ständigen Betrachtung wählt, und – freilich besonders – im bewegten Bild (der Handlung) keinen Raum läßt für Imagination und außerräumliche Assoziation. Die außerräumliche (unbewußte) oder unbenannte Assoziation aber führt allein zum Höheren. In Eckharts der buddhistischen Lehre gleichenden -radikalen – Hypostasenfeindlichkeit fände auch sie indes keinen Gefallen. Doch meint ein Reich der Götter, ein Ideenhimmel, die Sphäre geistiger (feinstofflicher) Vielheit allemal eine unerhörte Steigerung zum raumzeitlichen Dasein, und die Evolution der Seele kann und soll in ihrer natürlichen Entwicklung diese Wege nehmen. So kann sich auch das Leben selbst allein als Produkt eines gestalterischen Willens auffassen lassen: Transzendenz ist hier aber nicht Nichtung oder Auflösung der Form, der Handlung, der Intention. “Zuletzt ist das Eine kein Nichts, sondern Fülle. Das Nichts bedeutet nicht Nichtigkeit, sondern als Nichtsein aller eidetischen Bestimmtheit eine alles Seiende an Seinsrang überragende Weise zu sein.” (Volkmann-Schluck über den Neuplatonismus)
In der Welt?
Meister Eckhart sagt: “Nun ist aber eine gewisse Wahrheit, wenn ich sage, daß alles Gut, ja die gesamte Schöpfung gegen Gott weniger ist als eine Bohne gegen diese ganze körperliche Welt. Darum müßte ich es mit Recht verschmähen, wenn ich ein guter, weiser Mensch wäre, Gott bitten zu wollen, daß ich gesund würde.”
Hieraus kann man etwas wie eine quasi-gnostische Weltverachtung lesen, denn so wird eine vehemente Relativierung der geschaffenen Welt verdeutlicht, alle Erscheinung, auch die eigene, ist im Verhältnis zum Göttlichen so reduziert, daß sie kaum Beachtung verdient, mehr noch -das eigene Wohl in der Welt scheint sinnlos, verschmähenswert. Meint dies aber nicht auch der christlich-dogmatische Topos schlechthin: Weltüberwindung, auch wenn sich der Christ geschichtlich ganz anders eingerichtet hat? “… als die katholische Kirche sich gegen die Gnosis bildete und behauptete, als sie mit Hilfe Konstantins die Welt als eine Aufgabe begriff, anstatt sie aufzugeben” (A. Borst)? Eine antagonistische Aussage tätigt z. B. Nietzsche: “Für das Tun des Seligen ist das Charakteristische: er geht an der Welt vorüber, oder er geht unbetroffen durch die Welt hindurch. (K. Jaspers) “Die Seligkeit ist die einzige Realität, der Rest ist Zeichen, um von ihr zu reden.” Was Nietzsche aber als verwerflichen Entwurf der Realität von sich weist, hat zuletzt konkrete ontologische Grundierungen, von denen er nichts wissen wollte und gar konnte. Gesundung – man weiß, daß ihre weltliche Form nur Aufschub heißen kann – ist nur in der Überwindung der Welt möglich. Gesundung ist die Emanzipation vom Leib, somit der Tod unter Vermeidung jeder weiteren Reinkarnation.
Meister Eckhart wollte die Welt nicht fliehen, er fand ein sinnvolles Tun des Menschen an dessen angewiesenen Platz. Aber gleichzeitig weiß er um die Nichtigkeit des Bildes, das er qua der Abkunft gleichsam adelt, gleichsam verwirft. In dieser Ambiguität liegt unser ganzes Sein, denn es verweist mehr, als das es wirklich ist. Insofern es verweist, ist es ‘sich heiligend’. Verliert es aber selbst den Verweis, wird es vergeudet und wertlos.
Grund und Fülle
Meister Eckhart sagt: “Hinwiederum gibt es drei Begünstigungen für die Vereinigung Gottes mit der Seele. Die eine: daß die Seele einfaltig sei und ungeteilt; denn, soll sie mit Gott vereint sein, so muß sie einfaltig sein, wie Gott einfaltig ist. Die zweite: daß sie oberhalb ihrer selbt weile und oberhalb aller vergänglichen Dinge und an Gott hafte. Die dritte: daß sie von allen körperlichen Dingen geschieden sei und nach der ersten Lauterkeit (= ihrem göttlichen Urgrunde) wirke. Augustinus sagt über die freie Seele: Wenn du mich nicht willst, so will ich dich; wenn ich dich will, so willst du mich nicht. Wenn ich dich jage, so fliehst du mich. Die lauteren Geister laufen in der Wiederkehr einen (und denselben) Lauf hin zu der Reinheit Gottes.”
Die Seele soll sich nicht teilen in die Bildlichkeit, sie soll eigentlich ganz im Grund ihrer Darstellung und Fülle sein, um ihrem Ursprung beizukommen. Hierzu soll sie sich entbildlichen, ent-konkretisieren. Dies heißt aber nicht, sie soll arm oder leer sein, sondern vielmehr soll sie Fülle sein, man könnte sagen: In ihrer Potenz zum Überschwang in sich selber schwelgend. Wie aber läßt sich dies mit dem Leben in der Raumzeitlichkeit (die Bild meint) vereinen? Eben durch die Art, wie die Seele sich gegenüber dem Raumzeitlichen verhält. Indem sie es als Bedingtes erkennt, als Symbol nimmt und das dahinterliegende Prinzip durchdenkt oder erahnt, und indem es in der geistigen Grundhaltung das geteilte Sein überkommt und alles Geteilte oder Subjektivierte als Exemplarisches nimmt. So wird das Leben im Leben transzendiert, so wächst das Leben über sich selbst hinaus – über das Bild in seine Bestimmung – die eben über dem Leben liegt, dieses Leben als ein sogenanntes soll an den rechten Platz gerückt sein, so wird das Leben in gewisser Weise schon im Bild entbildlicht, wird so schon geheiligt im Hier.
Bald
Bald war es heller wie ein frühes Gold durch feine Struktur uns Welt die scheint und glänzt im Geist eine Frage der Verursachung Achtsamkeit an allen Fenstern und Schönheit und Zorn gegen Angst und das Ich selber klein so endlos klein daß etwas Großes sein muß durch die Summe aller wie die Lichter auf den Straßen zu den Horizonten durch die eigene Zeit hindurch in die Ferne die immer ferne bleibt wegen der Flüchtigkeit aller Ziele und durch den Takt des Stundenlichts ein Blick auf den eigenen Weg bis hierher.