Naturwissenschaft und Spiritualität

Spiritualität ist zuletzt ganz und gar als Sache der Naturwissenschaft, bezogen auf den Menschen als Angelegenheit seiner Physiologie bzw. Biologie interpretierbar. Dies mag für manchen noch immer verwunderlich klingen, was auf die typische Konditionierung, die Spaltung in Wissenschaftlichkeit und Religiösität als ein westlicher Sonderweg zurückführbar ist. Den Beginn jener mag man bei der Etablierung des sogenannten (“aristotelischen”) naiven Realismus ansetzen, dessen Reduktion der Naturbetrachtung auf das Erfahrbare in den östlichen Systemen wie z.B. im Yoga oder im Jainismus indes nie vollzogen wurde, was im wesentlichen der Tatsache geschuldet ist, daß diese Systeme in ihrer gnostischen Ausrichtung eben als zentrales religiöses Motiv die Erkundung über das Transzendente in den Fokus ihrer Lehre rücken. In dem Kontext noch einmal folgendes von mir gerne bemühte Zitat von Hegel, das sich eigentlich erst so mit Inhalt füllen läßt: “Das Absolute ist Geist: Das ist die höchste Definition des Absoluten. Diese Definition zu finden und ihren Inhalt zu verstehen war, wie man sagen kann, das letzte Motiv aller Kultur und Philosophie. Alle Religionen und Wissenschaften haben sich bemüht, diesen Zustand zu erreichen.” Hier müßte man anfügen, daß die christliche Religion spätestens seit der scholastischen Periode diese Bemühungen unterminiert und die Wissenschaftlichkeit verzerrt und ihren eigenen ideologischen Zielen gebeugt hat.
Anders im Osten: Der Jainismus, der Hinduismus, wie auch der Buddhismus kennen keinen personalen Gott,der eine letzte Wahrheit geoffenbart hat, sondern diese Systeme verfolgen den Auftrag, das Göttliche im Eigenen, im Selbst zu erkennen und zu entflammen, und dies nicht nur im individuellen, mystischen, sondern auch im universalen, rationalen, praktikablen, wissenschaftlichen Sinne. Auch Albert Einstein wird so z.B. im Jainismus in die Linie der Furtbereiter (tirthankaras) eingereiht, die einen Erkenntnisprozeß in für die Allgemeinheit relevanter Weise durch die Zeiten befördert haben. Die Konvergenzen sind gerade hier mit der (jahrtausendealten) Theorie vom “Karma” als subatomarem Teilchen und einer diskreten (körnigen) Raumzeit außerordentlich. Dieser höherdimensionale, eigentliche Bezugsrahmen, dessen Natur Gegenstand physikalischer Forschung und Berechnung ist, bleibt somit stetiger, konvergente Erkenntnisquellen nutzender Entwicklung unterworfen. Diese “zweite Realität” bildet den uralten metaphysischen Topos schlechthin, (sei es, daß die nativen südamerikanischen Ayahuasceros im psychotrop induzierten Ritual Aussagen über diesen eigentlichen, den “realeren” Raum anstellen, sei es, daß sich die mythologische Lehre von der Abbildhaftigkeit der sinnlichen Welt im antiken Griechenland bei Platon philosophisch im Höhlengleichnis niederschlägt.) Subjektive Erfahrbarkeit wie auch die philosophische Übersetzung dieses Ur-Mythos wird dabei hingengen mittlerweile auch (für den Westen) seit dem Pradigmenwechsel in der Physik nach Werner Heisenberg naturwissenschaftlich flankiert und mit deren eigener Sprache und ihrer eigenen Symbolik beschreibbar.